Anemone Valcke „Es ist in Ordnung zu fallen, denn dann wächst etwas anderes daraus.“

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Schauspielerin Anemone Valcke ist zu Gast in der Bar Miroir. Sie kennen sie wahrscheinlich aus Rollen in De Twaalf, Bevergem, Cool Abdoul oder von ihrem Debüt in Aanrijding in Moscou.

Sie empfiehlt in unserem Podcast den Film The Florida Project von Sean Baker. Kurzum: Ein sechsjähriges Mädchen verbringt den Sommer mit ihrer jungen Mutter Halley in einem Motel. Während das Mädchen eine fröhliche Zeit mit ihren Freundinnen verbringt, geht es den Eltern der Kinder deutlich weniger rosig zu. Mutter Halley ist selbst erst in ihren Zwanzigern. Die Erziehung ihres Kindes läuft nicht gut, auch weil sie finanzielle Schwierigkeiten hat.

Anemone Valcke: „Ich habe diesen Film zum ersten Mal gesehen, als er etwa 2017 herauskam. Ich lebte damals mit einem meiner besten Freunde zusammen. Und ich erinnere mich, wir hatten eine dieser Tafeln mit Kreidefarbe. Und ich habe dort einige Dialoge aus dem Film aufgeschrieben. Das hat so großen Anklang gefunden. Es war so einfach und doch hat es mich so hart getroffen.“

© Elke Pannier

Eine weitere Empfehlung von Anemone Valcke ist Melancholy of the Unrest von Joke J. Hermsen: „Das habe ich zum ersten Mal gelesen, als mein Ex-Liebhaber vorbei war. Und ich muss sagen: Das hat mir wirklich sehr geholfen. Das hat mir eine völlig neue Perspektive und eine Art Resignation gegenüber der Traurigkeit gegeben, die ich hatte.“

Außerdem stellt sie Ihnen Rose in the Dark der britischen Soulsängerin Cleo Sol vor. Und mit dem Duett von Nick Cave und Kylie Minogue Wo die wilden Rosen wachsen. „Als Feministin halte ich das eigentlich für einen völlig falschen Song.“

Schließlich rückt die Bar Miroir auch die Theaterproduktion Het Ego ins Rampenlicht. In dem Stück gehen Anemone Valcke und Verona Verbakel der Frage nach, inwieweit transgressives Verhalten und #metoo Teil ihres Berufs- und Privatlebens sind und – ohne Opferzuweisungen – inwieweit sie dafür verantwortlich sind. Das Publikum wählt die Szenen aus und vergibt Punkte.

„In der Aufführung steckt auch viel Humor. Denn wer möchte schon zu einer Aufführung über grenzüberschreitendes Verhalten gehen? Du denkst: „Oh nein, Elend, Elend“. Aber es ist wirklich nicht intensiv.“

„Es ist so wichtig, über das Geschehen zu lachen und das Drama oder die Erhabenheit davon mit Humor herauszufordern. Und wir verstehen sehr gut, wie wichtig Humor ist, auch wenn man so etwas erlebt, ohne es zu relativieren. Aber manchmal muss man einfach über sich selbst oder eine Situation lachen. Das funktioniert und das ist zugänglich.“

Und Theater hilft. „Eine der schönsten Antworten eines Zuschauers war eine ältere Frau, die zu mir kam und mit Tränen in den Augen sagte: ‚Ich war fünf Jahre alt und jetzt bin ich siebzig‘. Das macht etwas. Weil wir Menschen, die das erlebt haben, eine Stimme oder einen Blick geben.“

Sie können diesen Podcast auch auf YouTube auf dem Kanal De Standaard ansehen.

Moderatorin Lise Bonduelle und Anemone Valcke, Foto: Elke Pannier

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