Zora del Buono wurde für ihren Roman „Seinetwegen“ mit dem Schweizer Buchpreis 2024 ausgezeichnet. Es sei nicht die erste und werde auch nicht die letzte literarische Recherche zu ihrer Familiengeschichte sein, wie sie am Sonntag gegenüber Keystone SDA sagte.
Zora del Buono, Sie wirkten während Ihrer kurzen Rede nach der Bekanntgabe des Buchpreises sehr gefasst. Liegt das in Ihrer Natur oder haben Sie insgeheim damit gerechnet, dass es der vielgepriesene Favorit ist?
Zora del Buono: Ich persönlich hatte erwartet, dass einer meiner jungen Kollegen gewinnt. Wir haben beim Deutschen Buchpreis gesehen, dass es nicht unbedingt viel bedeutet, wenn man der Favorit ist. Den anderen hätte ich es auch nicht verwehrt. (Anmerkung der Redaktion: Zora del Buono stand mit „Seinetwegen“ auf der Longlist des diesjährigen Deutschen Buchpreises.)
Wenn man sich die Shortlist für den Schweizer Buchpreis ansieht, fällt auf, dass Sie nicht der Einzige sind, der sich mit der Vergangenheit Ihrer Familie auseinandergesetzt hat. Ist das ein Zufall oder ein Trend?
Zora del Buono: Das ist nichts Neues in der Literaturgeschichte. Du arbeitest mit deinen eigenen Sachen. Wenn es um Sie geht, erhält die Geschichte eine größere Dringlichkeit, was die Jury des Buchpreises offensichtlich zu schätzen wusste.
„Seinetwegen“ ist nicht das erste Mal, dass Sie sich mit Ihrer Familiengeschichte auseinandersetzen. Was verbindet Sie so eng mit Ihrer Familiengeschichte?
Zora del Buono: Ich habe vor, eine Trilogie zu erstellen. Zuerst der Roman „Die Marschallin“ (2020) über meine Großmutter, dann ein toller „Fräulein-Roman“ über unverheiratete Frauen in den 1960er und 70er Jahren mit meiner Tante als Vorbild. Eigentlich sollte es der zweite Roman werden, aber jetzt habe ich mit „Seinetwegen“ den dritten Teil vorgezogen. In „Marschallin“ erwies sich meine Großmutter aus der gehobenen süditalienischen Familie als gute Romanfigur. Das brachte mich auf die Idee, hier weiterzumachen.
In Ihrer Dankesrede sprachen Sie von einem „schnellen Buch“. Aber so schnell dürfte die Recherche dafür wohl nicht gewesen sein?
Zora del Buono: Ich war in einer großen Autofahrt, das wollte ich wissen. Ich trieb es voran, bis mir von Zeit zu Zeit klar wurde, dass es vielleicht zu schnell ging. Deshalb habe ich die Kaffeehausgespräche mit Freunden eingebunden, in denen das Ganze immer wieder aufgebrochen und reflektiert wird.
Diese Gespräche sind also auch keine Fiktion?
Nein, sie haben alle stattgefunden. Aber natürlich ist mein Buch kein journalistischer Text, sondern ein literarischer.
In Ihrem Roman erfahren wir viel über den „Killer“ ET, wie Sie ihn nennen, aber nicht über Ihren Vater, den Sie als Kind verloren haben. Warum ist das so?
Das ist mir selbst aufgefallen. Deshalb habe ich bei der Beschreibung von ET am Ende einen Stopp gesetzt, damit man über ihn nicht so viel erfährt wie über meinen Vater. Aber das Buch hat mir so viele Rückmeldungen von Menschen gegeben, die meinen Vater persönlich kannten, die ich nun in meinen „Fräulein-Roman“ einfließen lassen kann.
SDA