Wetter schaltet auf Winter um –
Schnee im Anflug – sogar im Flachland sind bis zu 30 cm möglich
Ein kleines Tiefdruckgebiet lenkt am Donnerstag aus Westen einen Schwall feuchte Luft in die Schweiz. Die Folge: (Viel) Schnee bis in tiefe Lagen. Es könnte aber alles noch anders kommen.
Publiziert heute um 09:07 Uhr
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- Die Wetterprognosen für Donnerstag in der Schweiz sind unsicher.
- Ein Tiefdruckgebiet bringt feuchte Luft und mögliche Schneefälle ins Flachland.
- Die Schneefallgrenze könnte regional auf 1500 Meter steigen, besonders in der Romandie.
- Verkehrschaos durch 10 bis 40 cm Neuschnee in Städten möglich.
Wer sich in den letzten Tagen und Stunden die Wetterprognosen für den Donnerstag angeschaut hat, dem dürften sich einige Fragezeichen gestellt haben. Die von den Wettermodellen ausgespuckten Szenarien wechselten nämlich – je nach Region und Höhenlage – in regelmässigen Abständen.
Das zeigt sich beispielhaft am Grossraum Zürich. Die Bandbreite der Prognosen liegt hier zwischen eisigen Temperaturen und bis zu 40 cm Neuschnee auf der einen und nasskalten sechs Grad mit Dauerregen auf der anderen Seite.
Wie kommt diese Unsicherheit bei der Wetterprognose zustande? Und was passiert nun tatsächlich am Donnerstag?
Um Licht in diese meteorologische Dunkelheit zu bringen, ist zunächst ein Rückblick auf die Ereignisse der letzten 24 Stunden ratsam. Im Verlauf des Dienstags übernahm ein Sturmtief über Norddeutschland die Wetterregie über Mitteleuropa. Dieses lenkte im Tagesverlauf mit kräftigen Höhenwinden zunächst milde Meeresluft zum Alpenraum. In der Nacht auf Mittwoch überquerte dann eine Kaltfront die Schweiz. Diese brachte verbreitet Sturmböen und aus nordwestlicher Richtung floss kältere Luft polaren Ursprungs heran.
Das wirkte sich auch auf die Schneefallgrenze aus. Diese lag am Mittwochmorgen bei etwa 600 Meter. Bis am Donnerstagmorgen wird sich die Luft weiter abkühlen. In der freien Atmosphäre (in etwa 1500 Meter) gibt es dann frostige -7 Grad, im Flachland steigt das Quecksilber nur noch wenig über null Grad. Die Schneefallgrenze sinkt bis in tiefe Lagen.
Es ist also alles bereit für eine zünftige Ladung Neuschnee im Flachland. Alles, was es noch braucht, ist Feuchtigkeit. Diese kommt im Verlauf des Donnerstags in Form eines kleinen, aber intensiven Tiefdruckgebiets daher. Dieses zieht – mustergültig im Bereich der Grenze zwischen der kalten Polarluft über Mitteleuropa und der milderen Subtropenluft über dem Mittelmeerraum – von Frankreich her Richtung Schweiz.
Gemäss den aktuellen Modellberechnungen wird dieses Tief mit seinem Kern über das Genferseebecken ziehen und dann über die Westalpen nach Norditalien abtropfen. Das Tief schiebt auf seinem Weg einen Schwall feuchte und in der Höhe mildere Luft vor sich her. Über der Schweiz bildet sich also eine Grenze zwischen feuchtmilden und trockenkalten Luftmassen.
Im Winter bedeuten solche Luftmassengrenzen vor allem eines: Viel Schnee.
Soweit die Theorie.
In der Realität ist die Sache allerdings etwas komplizierter. Solche kleinräumigen Tiefdruckgebiete können von den Prognosemodellen der Wetterdienste nämlich im Vorfeld oftmals nur schwer erfasst werden. Bereits kleinste Veränderungen der Zugbahn haben erhebliche Auswirkungen auf die Wetterprognosen. Diese kleinen Veränderungen können aber darüber entscheiden, ob an einem bestimmten Ort ein Wintermärchen stattfindet – oder alles im Pflotsch versinkt.
Das ist auch am Donnerstag so. Wenn das Tiefdruckgebiet seine derzeit von den meisten Modellen favorisierte Zugbahn beibehält, steigt die Schneefallgrenze in der Romandie am Donnerstag auf über 1500 Meter an, dort regnet es also mit ziemlicher Sicherheit.
Weiter östlich kann sich die Milderung aber nicht durchsetzen. Das bedeutet, dass die herangeführte Feuchtigkeit dort fast durchgehend in fester Form als Schnee fallen würde. Selbst im Flachland und in Städten wie Basel und Zürich wären dann bis am Freitagmorgen 10 bis gegen 40 cm Neuschnee zu erwarten, was erfahrungsgemäss zu einem Verkehrschaos führen würde. Meteo Schweiz hat dazu eine entsprechende Unwetter-Vorwarnung veröffentlicht.
Zieht das Tief aber nur einen Tick weiter nördlich sieht die Sache völlig anders aus: Dann käme die milde Luft weiter nach Osten voran, statt Schnee gäbe es Regen oder Schneeregen. Zieht das Tief hingegen leicht südlicher (was auch denkbar ist), bleibt es im Osten zwar kalt – allerdings fehlt dann die für Schnee notwendige Feuchtigkeit.
Welches Szenario sich am Ende durchsetzen wird, ist derzeit – etwa 24 Stunden vor dem Ereignis – noch unsicher. So wie es momentan aussieht, stehen die Chancen auf Schnee im westlichen Mittelland eher schlecht. In der Nordwestschweiz, im zentralen Mittelland und in der Nordostschweiz (vor allem in Voralpennähe) dürfte es am Donnerstag aber eine ordentliche Ladung Schnee absetzen.
So oder so: Wer die Winterpneus noch nicht montiert und die empfindlichen Gartenpflanzen noch nicht abgedeckt hat, ist gut beraten, sich zu beeilen.
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