Wem gehört die Oltner Altstadt?
«Man muss eben ein Liebhaber sein»: Hans Dieter Jäggi gehören die meisten Grundstücke in der Altstadt
Pensionierter Anwalt, ehemaliger Politiker, Weinbauer und vor allem Altstadtliebhaber: Hans Dieter Jäggi gehören in der Altstadt gleich sechs Grundstücke. Mehr als jeder anderen Privatperson. Beim Gespräch erklärt er, warum er trotzdem kein Immobilienhai ist, wie er zu den Häusern kam und was sich für die Altstadtbewohnenden ändern müsse.
«Sie müssen mir noch mal genau erklären, was Sie von mir wollen», sagt Hans Dieter Jäggi gleich bei der Begrüssung. Er sei zwar er ein begeisterter Zeitungsleser, aber selbst im Mittelpunkt zu stehen, das müsse dann doch nicht sein. «Sonst heisst es wieder: Schau mal, der Jäggi. Jetzt muss der wieder unbedingt in die Zeitung.»
Nein, gesucht hat er die Aufmerksamkeit hierfür nicht. Verdient hat er sie aber allemal. Denn Jäggi ist die Person, die in der Oltner Altstadt laut Grundbuch die meisten Grundstücke besitzt. Sechs kleine und mittelgrosse sind es – rechnet man deren Fläche zusammen, gehört er zu den grössten Grundbesitzern in der Altstadt. Ihm gehören zwei Häuser an der Marktgasse sowie vier Parzellen mit Gartenflächen am Salzhüsliweg an der Dünnern.
Hans Dieter Jäggi ist aber kein Immobilienhai, der die Oltner Altstadt zu jedem Preis verschlingen möchte. Im Gegenteil: «In der Altstadt Liegenschaften zu haben und hier zu wohnen, ist nicht das Gleiche.» Die Altstadthäuser würden kaum als Renditeobjekte taugen. Dafür seien sie zu teuer und zu aufwendig, da sich Renovationen aufgrund des Denkmalschutzes über Jahre hinziehen können. «Für ein Altstadthaus muss man eben ein Liebhaber sein», erklärt er.
Dass er einer ist, spürt man schon, wenn er in der «Suteria» beginnt, vom historischen Stadtkern zu schwärmen. Zu fast jedem Gebäude kennt der pensionierte Anwalt die Geschichte. «Ich bin aber nur Hobbyhistoriker, kein studierter», wirft er lachend ein.
Auf dem Tisch breitet er neben seinem Pfefferminztee eine grosse Karte der Altstadt aus. Jedes Haus hat Jäggi fein säuberlich mit dem Namen des jeweiligen Besitzers oder der Besitzerin beschriftet. Praktisch alle kennt er persönlich. Man verstehe sich gut untereinander, sagt er. «Gerade wir hier an der Marktgasse. Das sind alles Altstadtliebhabende, und wenn es Themen gibt, welche die Altstadt betreffen, dann besprechen wir das eben untereinander.»
Die Häuser wurden ihm angeboten
Seine Liebe zur Altstadt wuchs aber erst über die Jahre. Aufgewachsen ist er auf der anderen, der rechten Aareseite. Die Familie führte dort ein gleichnamiges Baugeschäft, man kannte sich in der Stadt. Auf die andere Stadtseite kam Hans Dieter Jäggi eher durch Zufall. «Das Haus an der Marktgasse 11 konnten er und sein Bruder Anfang der 1970er-Jahre übernehmen, da die mit seiner Familie bekannten Bewohner alle verstorben waren. Nach zeitintensiven Renovierungsarbeiten zog er mit seiner Frau dort ein.
In den 1990er-Jahren wurde ihm und seinem Bruder das zweite Haus an der Marktgasse angeboten. Auch hier veranlassten sie eine aufwendige Sanierung. Heute sind die beiden Wohnungen darin gerade bei jungen Pärchen beliebt, sagt Jäggi. Auch die Mietenden sollten ihm zufolge Altstadtliebhaber sein. Viel Platz bieten die Wohnungen in den schmalen Häusern nämlich nicht. «Sobald dann die Kinder da sind, suchen sie sich etwas Neues», so Jäggi.
Der einzige Weinbauer in Olten
Jäggi sorgt mit einem seiner Hobbys auch für eine weitere Besonderheit in der Altstadt. Wer hin und wieder am Salzhüsliweg entlangspaziert, dürfte die Rebstöcke in Jäggis Garten bemerkt haben. Tatsächlich baut seine Familie dort schon seit rund vierzig Jahren Wein an. Ein bis zwei Abende pro Woche verbringt der Hobbywinzer damit, die fünfzig Rebstöcke zu pflegen. Den Weisswein vom einzigen «Oltner Weingut» gibt es allerdings nicht zu kaufen. Die paar Dutzend Flaschen Weisswein, die er jedes Jahr davon erhalte, seien Geschenke für Freunde und Familie.
An weiteren Immobilien in der Altstadt habe er kein Interesse. «Ich bin zufrieden mit meinem Haus und bleibe auch hier, bis ich rausgetragen werde», scherzt der 71-Jährige. Ein Anliegen hätte der ehemalige FDP-Kantonsrat dann aber doch: «Erschliessung und Zufahrt mit dem Auto sind zu streng geregelt. Ich würde mir wünschen, dass die Stadt den Zugang für die Anwohnerinnen und Anwohner erleichtert.»
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