Manuel Neuer nahm Matchwinner Minjae Kim in die Arme und hob den Siegtorschützen jubelnd in die Höhe. Der FC Bayern hat seine wegweisende Topspiel-Woche dank des Koreaners mit einem wichtigen 1:0 (1:0) im Champions-League-Klassiker gegen Paris Saint-Germain eröffnet.
Nach dem zwar knappen, aber hochverdienten 1:0 (1:0) durch das erste Königsklassen-Tor von Abwehrspieler Kim (38. Minute) ist der deutsche Fußball-Rekordmeister nach dem dritten Heimerfolg im fünften Spiel wieder mittendrin im Rennen um einen Platz in den Top 8 und dem direkten Einzug ins Achtelfinale. Allerdings müssen noch weitere Siege folgen. „Die Disziplin war da. Wir können in Überzahl vielleicht noch ein, zwei Tore mehr schießen, dann ist das Spiel ruhiger“, sagte Trainer Vincent Kompany.
„Es war ein extrem intensives Spiel. Wir wussten, was uns erwartet. Wir sind bis zum Ende marschiert. Schön, dass wir dafür belohnt worden sind. Es tut gut“, sagte Leon Goretzka nach dem Spiel bei Amazon Prime. Auf seine Reservistenrolle bei den Bayern angesprochen sagte der Mittelfeldspieler, der eine starke Leistung zeigte: „Dafür bin ich hier, um Fußball zu spielen. Ich freue mich immer, wenn ich von der Leine gelassen werde. Es ist für mich Grundvoraussetzung, professionell zu bleiben. Daran wird sich auch nichts ändern.“
Nach dem siebten Zu-Null-Erfolg in Serie kann Kompany mit seinem Team mit noch breiterem Kreuz in die großen Prüfungen am kommenden Samstag in der Bundesliga bei Borussia Dortmund und schließlich im DFB-Pokal gegen Titelverteidiger Bayer Leverkusen gehen. PSG droht dagegen mit nur vier Punkten das frühzeitige Champions-League-Aus nach der Liga-Phase.
Kims Tor entschied das Spiel. Die zweite Schlüsselszene war der Platzverweis von PSG-Stürmer Ousmane Dembelé. Der frühere Dortmunder grätschte in der 56. Minute – schon verwarnt – Bayern-Verteidiger Alphonso Davies ungestüm um. Die Konsequenz war die Gelb-Rote Karte. In Überzahl waren die Bayern um das vorentscheidende 2:0 bemüht, aber ohne defensiven Kontrollverlust. Jamal Musiala schoss krachend an den Pfosten (74.), einige Konter spielten die Hausherren schlecht aus. Dadurch blieb es bis in die Nachspielzeit spannend.
Coman als Bayerns Aktivposten
„Langweilig wird’s nicht“, hatte Bayern-Coach Kompany vor dem Kräftemessen zweier Ballbesitz-Teams prophezeit. Und so kam es auch. Die 75.000 Zuschauer im ausverkauften Stadion sahen einen temporeichen Jagd-Fußball. Beide Mannschaften wollten den Ball haben, wobei die Bayern in Ballbesitz zielstrebiger agierten. Schon in der 7. Minute hätte Nationalspieler Jamal Musiala auf Zuspiel von Joshua Kimmich die Gastgeber in Führung schießen können. Aber da hielt PSG-Torwart Matwei Safonow noch glänzend.
Beim Münchner 1:0 war das dann anders. Kimmichs Ecke wehrte der 25 Jahre alte Russe schlecht ab und ermöglichte sogar Kim sein Premieren-Tor in der Champions League. Die Führung war verdient. Ein Aktivposten in Bayerns Offensive war Kingsley Coman.
Der in Paris geborene und bei PSG ausgebildete Flügelstürmer, der beim Münchner Königsklassen-Triumph 2020 im Finale von Lissabon gegen seinen Ex-Club beim 1:0 das Siegtor köpfte, hatte zahlreiche gute Szenen. Was fehlte, war der krönende Abschluss, einmal nach einem feinen Solo (28.), dann nach bei einer eigentlich idealen Schussposition auf Zuspiel von Harry Kane (66.).
Der Engländer war vier Tage nach seinem Hattrick beim 3:0 gegen den FC Augsburg am Dienstagabend hauptsächlich ein offensiver und auch defensiver Arbeiter für sein Team. Die Drucksituation, unbedingt siegen zu müssen, lähmte die Bayern freilich nicht. Die Defensive um Torschütze Kim und Dayot Upamecano stand erneut stabil und ließ kaum Chancen von PSG zu. Der 18-jährige Warren Zaire-Emery verfehlte das Tor (29.), einen Schuss von Dembelé wehrte Bayern-Torwart Manuel Neuer ohne größere Mühe ab (32.).
Die Bayern-Fans setzten während der Partie ein Zeichen gegen Investoren. Die Anhänger hielten in der Südkurve zwei Banner gegen PSG-Chef Nasser Al-Khelaifi hoch. Dazu zeigten sie den katarischen Geschäftsmann im Verbotsschild. „Minister, Klub-Eigentümer, TV-Rechteinhaber, Uefa-Exco-Mitglied & ECA-Vorsitzender alles in Einem?“, stand auf einem der Banner. Auf einem anderen Plakat wurde der Ton deutlich unhöflicher: „Der Fußball gehört mir? Fuck off, plutokratischer Al-Khelaifi!“