Nach dem fünften Pflichtspiel in Folge ohne Sieg sucht RB Leipzig den Weg aus der Krise. Die Führungsspieler Willi Orban und Peter Gulacsi stellen sich demonstrativ vor Trainer Marco Rose. Jetzt folgen richtungsweisende Heimspiele.
Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt, und getreu diesem Motto hat Leipzigs Trainer Marco Rose die Play-offs in der Champions League auch nach der fünften Niederlage nicht aufgegeben. “Ich glaube, dass du mit neun Punkten die Chance hast, weiterzukommen”, sagte Rose nach der verdienten 0:1-Niederlage bei Italiens Meister Inter Mailand, durch die bei den Sachsen weiterhin die Null in der Punktetabelle steht. Mit Blick aufs nächste Gruppenspiel in der Königsklasse am 10. Dezember erklärte Rose deshalb: “Aston Villa wird demnach das erste Endspiel.”
Das mag für Leipzigs Chancen im internationalen Wettbewerb gelten, nicht aber für Roses Zukunft bei RB Leipzig. Nach dem fünften sieglosen Pflichtspiel hintereinander steigt der Erfolgsdruck auf den 48-Jährigen, der allerdings noch die Entscheidungsträger im Verein und in der Konzernspitze hinter sich weiß.
Allerdings ist ihm auch bewusst, dass Leipzigs Sport-Geschäftsführer Marcel Schäfer und der bei Red Bull in Sportthemen entscheidende Geschäftsführer Oliver Mintzlaff im Bundesliga-Heimspiel am Samstag gegen den VfL Wolfsburg und im DFB-Pokal-Achtelfinale am Mittwoch darauf gegen Eintracht Frankfurt positive Resultate fordern.
Rose: “Ein paar Dinge sind erklärbar”
“Natürlich müssen wir Ergebnisse liefern”, sagte Rose, der in Mailand nach einer ganz schwachen ersten Halbzeit und einem immerhin halbwegs ansehnlichen zweiten Durchgang betonte: “Ich betrachte unsere Situation sehr differenziert und möchte sie überhaupt nicht schönreden. Ein paar Dinge sind trotzdem erklärbar.” In der Tat sind die eklatanten Personalprobleme im schlanken Kader die Hauptursache, warum RB Leipzig seit Wochen aus dem letzten Loch pfeift und dem Trainer in Personalfragen weitgehend die Hände gebunden sind.
Ouedraogo setzt Personalmisere fort – Nur noch 13 Feldspieler plus Gebel
Am Dienstag setzte sich die Misere mit dem erneuten Ausfall von Mittelfeld-Youngster Assan Ouedraogo (18) fort, der kurz nach seiner Einwechslung ohne Gegnerdruck mit den Stollen im Rasen hängenblieb und zu Boden sank. Zwar bestätigte sich die erste Befürchtung, der gerade erst von einer langwierigen Knieverletzung genesene Zehn-Millionen-Einkauf habe einen fatalen Rückschlag an gleicher Stelle erlitten, nach einer ersten Diagnose nicht. Aber sollte sich der Verdacht auf Muskelfaserriss im Oberschenkel bestätigen, ist das Jahr für Ouedraogo aus sportlicher Sicht zumindest gelaufen.
Für Rose bedeutet dies, dass er für die zehn Feldspieler-Positionen nur noch 13 einsatzfähige Profis hat. Hinzu kommt Eigengewächs Viggo Gebel (17), das in Mailand zum Champions-League-Debüt kam. “Der Kader wird immer kleiner, umso enger müssen wir rücken und zusammenhalten. Wir müssen gegen Wolfsburg das Ergebnis ziehen, dann können wir zumindest in der Bundesliga unsere Situation auch schnell wieder ändern”, fordert Kapitän Willi Orban, der in Mailand ebenso wie Torhüter Peter Gulacsi “einen kleinen Schritt in die richtige Richtung” ausmachte.
Orbans klare Ansage
Gegen Wolfsburg und Frankfurt sollten die Schritte sichtbarer und erfolgreicher sein. “Wir sind weit weg davon, stolz zu sein. Aber wir sehen, was wir im Moment imstande sind zu leisten, was es braucht und was wir gerade nicht haben. Ich habe ein Team gesehen, das sich gewehrt hat und gute Phasen hatte”, so das Urteil von Rose, der in seinen öffentlichen Statements nach wie vor einen gefestigten Eindruck hinterlässt und die Überzeugung ausstrahlt, den sportlichen Turnaround erzwingen zu können: “Ich habe ein paar Werte für mich, meine Familie und meine Freunde. Ich glaube an Gott, ich glaube an meine Jungs, ich glaube an unseren Weg und unseren Verein.”
Wichtig wäre freilich, seine trotz der Personalmisere noch immer recht ansehnliche Startelf würde in den anstehenden Heimspielen mehr Glauben und Entschlossenheit ausstrahlen, als dies zuletzt in Mailand oder beim 3:4 in Hoffenheim der Fall war. Das wäre die Grundvoraussetzung für erfolgreichere Auftritte als zuletzt.
Die Führungsspieler stellen sich demonstrativ hinter Rose, allen voran der Kapitän. “Ich finde, er macht es hervorragend und ist sehr fokussiert. Er versucht, sich auf die Inhalte zu konzentrieren und uns emotional zu sensibilisieren”, sagte Orban und fügte hinzu: “Es ist keine einfache Phase für uns alle und die die erste schwierige Phase mit ihm. Wir müssen schauen, dass wir da gestärkt herauskommen.” Auch Peter Gulacsi betonte: “Es ist eine Phase, in der wir viele Rückschläge haben. Trotzdem müssen wir zusammenhalten und unseren Weg finden.” Viele falsche Abzweigungen dürfen sie dabei nicht mehr nehmen.