Ab dem 1. April 2025 bietet Ryanair seine ersten Flüge vom Flughafen Paris-Orly an. Dieser Einstieg markiert einen Wendepunkt in der Strategie des irischen Unternehmens, das gleichzeitig droht, seine regionale Präsenz in Frankreich zu reduzieren.
Eine Premiere für Ryanair in Orly
Ryanair, Europas führender Anbieter von Billigfluglinien, wird am 1. April 2025 sein Debüt am Flughafen Paris-Orly geben. Das irische Unternehmen wird zwei tägliche Hin- und Rückflüge nach Bratislava (Slowakei) und Bergamo (Italien) durchführen. Möglich werden diese neuen Linien durch die Zuteilung von 8.000 Zeitfenstern durch Cohor, die unabhängige Organisation, die für deren Vertrieb zuständig ist. Dies ist ein wichtiger Schritt für Ryanair, das bisher große Pariser Flughäfen gemieden hat, da diese im Hinblick auf Gebühren und betriebliche Einschränkungen als zu teuer galten.
Mit der Wahl von Orly will das Unternehmen direkt mit bereits etablierten Playern wie Transavia und Easyjet konkurrieren. Vor allem die Billigtochter von Air France dominiert derzeit den Markt an diesem Flughafen. Antoine Lapert, Direktor von Cohor, betont, dass die Vergabe der Zeitnischen strengen Regeln folgt und neue innereuropäische Verbindungen und Unternehmen mit geringer Präsenz in Orly begünstigt. Ryanair erfüllte diese Kriterien, zumal Bratislava und Bergamo noch nicht zu den angebotenen Zielen ab Orly zählten.
Eine Bedrohung für Regionalflughäfen
Wenn die Ankunft von Ryanair in Orly einen Fortschritt für die Pariser Passagiere darstellt, beunruhigt es die Regionalflughäfen. Das irische Unternehmen kritisierte kürzlich den Plan der französischen Regierung, die Solidaritätssteuer auf Flugtickets zu verdreifachen. Diese Abgabe, die im Jahr 2025 eine Milliarde Euro einbringen soll, könnte laut Ryanair das finanzielle Gleichgewicht seiner Strecken in den Regionen gefährden. Das Management des Unternehmens hat damit gedroht, den Betrieb an französischen Regionalflughäfen zu halbieren, und verwies auf die mögliche Schließung mehrerer Stützpunkte.
Diese Ankündigung steht im Zusammenhang mit der Neuverteilung der Zeitnischen in Orly, der größten seit der Insolvenz von Aigle Azur im Jahr 2019. Neben Ryanair haben auch andere Unternehmen profitiert, wie zum Beispiel Volotea, das 13 wöchentliche Flüge in mehrere italienische Städte durchführen wird, oder der polnische LOT mit täglicher Verbindung nach Warschau. Auch bereits etablierte Anbieter wie Easyjet oder Transavia haben ihr Angebot auf Skopje bzw. Amsterdam ausgeweitet.
Mit der Wahl von Orly leitet Ryanair einen strategischen Wandel ein, der die Karten für den Luftverkehr in Frankreich neu mischen könnte. Auch wenn die jüngste Anbindung des Flughafens an die Linie 14 der Pariser Metro den Ausschlag gegeben hat, spiegelt diese Entscheidung auch den Wunsch wider, Märkte direkt anzugehen, die bisher von anderen Unternehmen dominiert wurden. Es bleibt abzuwarten, ob sich diese Strategie in einem von finanzpolitischen Spannungen und hartem Wettbewerb geprägten Kontext auszahlt. Für Reisende stellt die Eröffnung dieser neuen Linien eine Gelegenheit dar, neue Reiseziele zu reduzierten Preisen zu entdecken.