DieseBasler Comedy-Reihe –
Fussball, Humor und krumme Deals
Die neue SRF-Serie «Te Berberi – Wächst ja wieder» ist eine Liebeserklärung an die schweizerisch-albanische Freundschaft.
Publiziert: 19.12.2024, 20:00
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- Die SRF-Serie «Te Berberi» thematisiert kulturelle Unterschiede mit Humor.
- Florim Brajshori entwickelte das Format ursprünglich für das kosovarische Fernsehen.
- Gedreht wurde an verschiedenen bekannten Orten in Basel.
Was hatte die Schweiz Mühe. Als Xherdan Shaqiri und Granit Xhaka 2018 im Torjubel mit ihren Händen den Doppeladler formten, empörte sich das Land. Nur ein paar Jahre zuvor hatte die SVP mit dem Spruch «Kosovaren schlitzen Schweizer auf» für die Masseneinwanderungsinitiative geweibelt. Das Bundesgericht verurteilte die Parteikader zwar wegen Rassendiskriminierung – doch der Beziehungsstatus Schweiz – Albanien, er blieb in der öffentlichen Wahrnehmung kompliziert.
Nun aber gibt das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) mit der Serie «Te Berberi – Wächst ja wieder» Gegensteuer. In acht Folgen à 15 Minuten nimmt es Klischees und unangenehme Wahrheiten aufs Korn, ohne je zu brav oder zu derb zu sein.
Produzent Florim Brajshori, der in Basel lebt und eine der Hauptfiguren spielt, hat eine liebevolle Hommage ans Herantasten und Danebentreten in einer fremden Kultur entwickelt. In ihrer schrägen, überzeichneten Machart erinnert die Comedyserie eher an moderne SRF-Formate wie «Tschugger» denn an den biederen Stil, der die Eigenproduktionen des Senders lange Zeit geprägt hat.
Das liegt wohl auch daran, dass Brajshori die Idee dahinter auf eigene Faust initiiert hat. Der Filmemacher mit kosovarischen Wurzeln hatte 2018 eine erste Version der Serie für das albanische Fernsehen entwickelt – und war damit derart erfolgreich, dass SRF das Format für ein deutschsprachiges Publikum adaptierte.
Die Grundzüge der Geschichte sind rasch erzählt. In einem Basler Coiffeursalon arbeiten Geschäftsführerin Melanie (Monika Varga), ihr Ex-Mann Daut (Florim Brajshori), Kosovo-Albaner, und dessen Freund Rocki (Vedat Bajrami) zusammen. Es geht um krumme Geschäfte und unerfüllte Liebe, wie so oft in einer guten Serie. Nur spielt diese nun eben in der eigenen Stadt, zum Beispiel in einem Wohnhaus an der Allschwilerstrasse 50, in dem tatsächlich ein Coiffeurgeschäft untergebracht ist.
Wahnsinnig witzig
Dazwischen gibt es immer wieder Platz für wunderbare Reverenzen an den Schweizer Fussball – beispielsweise, als Rocki für Daut ein Datingprofil anlegen möchte. Als Pseudonym soll ein typischer Schweizer Name her. Konzentriert beugt sich Rocki über das Handy seines Freundes, zögert erst und sagt es dann doch: «Versuch es doch mal mit Granit.»
Das mag plump klingen, ist aber tatsächlich wahnsinnig witzig. Dass die Pointen sitzen, liegt in erster Linie am unbeschwerten Spiel von Brajshori und Bajrami, die als herzensgute, aber auch naive Kollegen glänzen.
Grossartig ist auch die Suche nach einem Namen für Melanies Coiffeurgeschäft. Daut und Rocki weibeln von Beginn an für «Schippi Schnapp» – kein Schreibfehler, sondern eine selbstironische Reverenz an ihre albanischen Wurzeln. Das gefällt der Chefin allerdings nicht. Und so kommen, als Reverenz an die unzähligen absurden Coiffeurnamen in der Schweiz, neue Ideen auf: Chiq-Saal, In Therhaarpie, Abschnittsgefährten, Scheitelkeiten, Kamm together oder gleich Swisshair, um nur einige zu nennen.
Für Amüsement sorgen zudem verschiedene Gastauftritte. Mit dabei sind der kosovarische Fussballer Edon Zhegrova und Profiboxer Arnold «The Cobra» Gjergjaj. Die Esteriore Brothers rund um Ex-«Musicstar»-Teilnehmer Piero Esteriore singen an der Eröffnung des Coiffeursalons, Telebasel-Moderatorin Cyliane Howald tritt als strenge Beamtin auf, und auch mehrere Jungschauspieler aus dem Umfeld des Theaters Basel wirken mit – darunter Ensemblemitglied Julian Anatol Schneider und Ann Mayer, beide Teil der erfolgreichen Theaterproduktion «Dämonen».
Auch wenn der Plot nur haarscharf (!) am Klamauk vorbeigeht: Die Selbstironie trägt die Serie auch durch die eher flachen Momente in den mittleren Episoden. Regisseur Jyri Pasanen gelingt es, mit einem zärtlichen Blick auf Vorurteile und Missverständnisse im Austausch verschiedener Kulturen zu schauen. Er ruft uns damit in Erinnerung, wie öde der Alltag in der Schweiz ohne diese Vielfalt wäre. Sie beschert uns nicht nur die besten Fussballer, sondern endlich auch ein frecheres SRF.
„Zum Barbier“. Folgen 1 bis 4 ab sofort auf Youtube und Play SRF. Folgen 5 bis 8 ab 3. Januar, 18 Uhr.
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Melanie Honegger ist Redaktorin im Ressort Kultur & Gesellschaft und berichtet schwerpunktmässig über das Basler Kulturleben.Mehr Infos
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