Traditionsgeschäft am Zürich Bahnhofplatz vor dem Aus

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Wird zur gewöhnlichen Müller-Filiale: das Hauptgeschäft von Franz Carl Weber in Zürich.Bild: Schlussstein

Die deutsche Drogeriekette Müller hat vor einem Jahr die Spielwarenkette Franz Carl Weber übernommen. Seither wurden etliche Filialen geschlossen. Jetzt trifft es auch das Stammhaus in Zürich. Die neuen Besitzer schweigen.

27.12.2024, 06:2227.12.2024, 10:01

Stefan Ehrbar / ch media

Das Aus von der Schweizer Traditionsmarke Franz Carl Weber (FCW) kommt schleichend. Vergangenes Jahr übernahm die deutsche Drogeriekette Müller von den vorherigen Besitzern, der deutschen Spielwarenkette Simba Dickie und FDP-Nationalrat Marcel Dobler. Seither wurden Standorte etwa in Basel, Luzern und Bern in Müller-Filialen umgewandelt. Andere, wie jener in Biel, wurden geschlossen.

Von 23 Franz-Carl-Weber-Läden im Jahr 2023 sind gemäss Internetseite von Müller noch 13 übrig – und der Abbau geht weiter. Nun geht es sogar dem Stammhaus an den Kragen. Die Tage der Vorzeigefiliale am Bahnhofplatz in Zürich sind nämlich gezählt, wie aus einem im Dezember veröffentlichten Baugesuch hervorgeht.

Damit geht eine 143-jährige Geschichte zu Ende. Im Jahr 1881 hatte der deutsche Emigrant Franz Philipp Karl Friedrich Weber an der Zürcher Bahnhofstrasse sein erstes Geschäft eröffnet. Bis 1984 blieb das Unternehmen, das zeitweise auf über 50 Filialen im ganzen Land angewachsen war, in der Hand der Familie, wurde dann an Denner und 2006 an den im Jahr 2016 in Konkurs gegangenen französischen Konzern Ludendo verkauft. Danach übernahmen Simba Dickie, Dobler und der frühere CEO Yves Burger, der 2019 wieder ausstieg.

Müller bleibt stumm

Im Sommer 2016 verliess Franz Carl Weber mit der Stammfiliale die Bahnhofstrasse und zügelte an den Standort in der Nähe des Hauptbahnhofs. Hoffnungen, dass das Flaggschiff überlebt, dürfen sich die Kundinnen und Kunden nicht machen. Von einem «Umbau der bestehenden Franz-Carl-Weber-Filiale zur Müller-Filiale» spricht die im aargauischen Oberentfelden ansässige Schweizer Müller-Tochter im Baugesuch.

Angeboten werden soll danach ein Sortiment aus den Bereichen «Drogerie, Parfümerie, Schreibwaren, Spielwaren, Multimedia, Naturshop mit abgepackter Bionahrung, Haushaltswaren, Strümpfe, Handarbeit, Tiershop». Spielsachen laufen künftig unter dem Motto «ferner liefen».

Fragen zum Umbau will die Pressestelle von Müller nicht beantworten. Auch Auskunft zur Zukunft der wenigen noch verbliebenen Filialen des einstigen Traditionsgeschäfts erteilt sie nicht. Der gesetzte Zeitrahmen sei «für die internen Kommunikationsprozesse leider nicht haltbar». Überraschend kommt diese Rückmeldung nicht: Schon bei einer früheren Anfrage zur Strategie in die Schweiz wollte die Pressestelle des deutschen Handelsriesen mit der exakt gleichen Begründung keine Antworten liefern.

Nur noch 13 Franz-Carl-Weber-Filialen in der Schweiz sind übrig.Bild: Schlussstein

Müller expandiert stark

Obwohl Ex-Besitzer Marcel Dobler vergangenes Jahr im Gespräch mit CH Media betonte, dass die Marke FCW bleibe, verschwindet sie nun also nach und nach aus den Innenstädten. Dobler, der sich eigentlich im Verwaltungsrat engagieren wollte, verliess diesen bereits nach wenigen Monaten wieder. Kurz nach der Übernahme stellten die neuen Inhaber auch den Onlineshop ab und stellten in den FCW-Filialen Plakate auf, die auf die baldige Umwandlung in einen Müller-Laden aufmerksam machten.

Müller gehört zum Firmenreich des 92-jährigen Gründers und Milliardärs Erwin Müller. Die Drogeriekette erzielte im Geschäftsjahr 2022/2023 mit ihren etwa 35’000 Mitarbeitenden einen Nettoumsatz von 4,6 Milliarden Euro. Müller betreibt derzeit etwa 940 Filialen in acht europäischen Ländern.

Schon nach der Übernahme von FCW durch Müller wurde in Branchenkreisen spekuliert, dass es der Händler weniger auf die Traditionsmarke als auf die guten Innenstadtlagen für die eigene Expansion abgesehen haben könnte. Solche sind in der Schweiz hart umkämpft und kommen vergleichsweise selten auf den Markt.

DM bleibt aussen vor

Tatsächlich konnte Müller hierzulande beim Expansionstempo zulegen: Zählte der Händler Ende 2022 in der Schweiz noch 69 Filialen, waren es Anfang November dieses Jahres bereits 91. Das Wachstum kam dank der Umwandlung von FCW-Filialen, aber auch dank Neueröffnungen zustande.

Müller ist nach DM und Rossmann die drittgrösste Drogeriekette Deutschlands. Rossmann will den Schweizer Markt ebenfalls bearbeiten und hat Anfang Dezember die erste hiesige Filiale im Emmen-Center in Emmen LU eröffnet. Die nächste Eröffnung ist in Brunnen SZ geplant. Über 150 Filialen will Rossmann mittelfristig in der Schweiz betreiben. Die Firma sucht derzeit nach Flächen in Städten, aber auch in «ländlichen Gebieten oder ländlichen Regionen mit einem ausgedehnten Einzugsbereich».

Kein Thema ist eine Schweiz-Expansion derzeit bei DM, wie der Konzern vor wenigen Wochen gegenüber mehreren Medien bestätigte. Seit August sind allerdings einige Dutzend Produkte der DM-Eigenmarke Balea in den Warenhäusern von Manor erhältlich.

Unser Kommentar zum Verschwinden von Franz Carl Weber:

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