Im Wahlkampf konzentriert sich Olaf Scholz auf ein Thema, von dem ihm kaum jemand zutraut, dass er damit zurechtkommt: die Wirtschaft.
Wirtschaft und Migration sind die beiden entscheidenden Themen für die Bürger bei der Bundestagswahl am 23. Februar. Noch nie seit der Gründung der Bundesrepublik befand sich die Wirtschaft in einer so tiefen Krise wie heute. Die Arbeitslosenzahlen steigen, Unternehmen melden Insolvenz an und wer investiert, investiert zunehmend im Ausland.
Alle demokratischen Parteien beschäftigen sich mit dem Thema und werben mit ihren Ideen, Deutschland wieder auf den Wachstumspfad zu bringen, um die Wähler. SPD und Grüne fordern mehr Subventionen und eine stärkere Rolle des Staates. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) wird am 16. Januar sogar ein Buch mit dem Titel „Up the Stream“ veröffentlichen, in dem er laut Verlag „analysiert, wie wirtschaftlicher Wohlstand die Voraussetzung für Freiheit ist und wie wir die soziale Marktwirtschaft erneuern.“ ”
FDP und Union setzen dagegen auf Steuersenkungen. Auch Technologien wie künstliche Intelligenz, Kernfusion, Raumfahrt und autonomes Fahren geben CDU und CSU in ihrem Wahlprogramm großen Raum.
Doch das Problem der Ampelparteien ist, dass sie einen großen Teil der Schuld an der Wirtschaftskrise tragen. Der grüne Kinderbuchautor Habeck war als Wirtschaftsminister die falsche Wahl. Die FDP unterstützte ihn und beschloss den erneuten Ausstieg aus der Kernenergie. Nach Beginn des Ukraine-Krieges, als ein Kurswechsel in der Energiepolitik unumgänglich war, feierte FDP-Chef Christian Lindner die erneuerbaren Energien als „Freiheitsenergien“. Erst als sich die Stimmung in der Bevölkerung zugunsten der Atomkraft drehte, änderte Lindner seinen Kurs. Die FDP mag programmatisch gut aufgestellt sein, aber wer sollte Lindner noch glauben?
Auch Olaf Scholz, der als Kanzler die Gesamtverantwortung für die Ampel hatte, hat das Problem der Glaubwürdigkeit. Es ist noch nicht einmal zwei Jahre her, als die Kanzlerin im März 2023 ein neues, grünes Wirtschaftswunder verkündete: „Aufgrund der hohen Investitionen in den Klimaschutz wird Deutschland noch für einige Zeit Wachstumsraten erreichen können, wie es zuletzt in den 1950er-Jahren der Fall war.“ und 1960er Jahre. „Damals lag das Wirtschaftswachstum zeitweise bei acht Prozent. Das waren gut acht Prozent mehr als an der Ampel.
Doch Scholz und die SPD folgen dem Motto, mit dem Bill Clinton 1992 die US-Präsidentschaftswahl gewann: „It’s the economy, dumpf!“ Blöd für Scholz, dass ihm die Wähler in Sachen Wirtschaft deutlich weniger Vertrauen entgegenbringen als seinem Herausforderer Friedrich Merz. Nach Zahlen des Berliner Wahlkreisprognose-Instituts trauen 45 Prozent der Bürger Merz zu, die Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen. Nur 20 Prozent glauben, dass Scholz Erfolg haben wird. In keinem anderen Politikbereich als der Migration liegt Scholz so weit hinter Merz. Die Gründe dafür haben nichts mit Kommunikation zu tun – man kann sie täglich auf den Wirtschaftsseiten großer Medienunternehmen nachlesen. Das Klimpern der Kampagne wird daran nichts ändern. Die SPD versucht damit zu punkten, dass Scholz im Gegensatz zu Merz über langjährige Regierungserfahrung verfüge. Aber welchen Nutzen soll das angesichts der miserablen Ampelbilanz der Regierung haben? Scholz ist Kanzler einer Regierung, die vor allem in der Wirtschaftspolitik versagt hat. Sollte er mit dieser Expertise noch vier Jahre im Amt bleiben? Das wird kaum jemand in der SPD-Blase glauben. Die Sozialdemokraten, die am Wochenende Plakate an Straßenlaternen hängen, können einem leidtun.