Medikamente ausverkauft, wer ist schuld?

Medikamente ausverkauft, wer ist schuld?
Medikamente ausverkauft, wer ist schuld?
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In der Praxis eines Kinderarztes ist eine Mutter verzweifelt: Sie suchte in rund zehn Apotheken nach dem Antibiotikum, das sie fünf Tage zuvor verschrieben hatte, um die Ohrenentzündung ihres Babys zu behandeln – vergeblich. Der Arzt beschließt, ein anderes Mittel mit einem breiteren Wirkungsspektrum zu verschreiben, auch wenn es letztlich bedeutet, die Resistenz der Bakterien zu fördern. Diese Situation, die die Journalistin Julie Lotz im vergangenen März gefilmt hat, ist alltäglich geworden: Im vergangenen Winter fehlten fast 5.000 Referenzen für oft lebenswichtige Medikamente, fünfmal mehr als im Jahr 2018.

Wie lässt sich dieser Mangel erklären? Das Magazin „Cash Investigation“ führt die Untersuchung am Beispiel von Amoxicillin, einem weit verbreiteten Antibiotikum, durch. In Anlehnung an den seit fünfzig Jahren geführten Diskurs der Hersteller machen die Apotheker zunächst die Arzneimittelpreise in Frankreich dafür verantwortlich: Sie seien viel niedriger als in anderen europäischen Ländern und die Labore verkaufen ihre Lagerbestände an den Meistbietenden. Ein Argument, das von einem Ökonomen und dann von der ehemaligen Gesundheitsministerin Agnès Buzyn beiseite geschoben wurde.

Abfall und wirtschaftliche Interessen

Letzterem zufolge liegt das globale Problem eher in der mangelnden Antizipation der Hersteller angesichts der Bevölkerungsexplosion und des exponentiellen Anstiegs der Nachfrage. Um die Verlagerungsstrategie des Staates zur Stärkung der Gesundheitssouveränität Frankreichs kurz vorwegzunehmen, weist Julie Lotz auf die Unfähigkeit der Behörden hin, einen Just-in-Time-Markt zu regulieren und die Überbelegung bestimmter großer Apotheken zu verhindern, was dazu beiträgt das Phänomen verschlimmern.

In einer lächerlichen Sequenz, die in einer französischen Fabrik gedreht wurde, wird außerdem die Verschwendung von Tausenden Medikamentenschachteln aufgrund geringfügiger Verpackungsmängel angeprangert. Das Programm endet mit einem Schlaglicht auf den Kampf von Patienten mit Mukoviszidose, sowohl in Frankreich als auch in Südafrika, um Zugang zu Behandlungen, die von einem amerikanischen Labor zu hohen Preisen verkauft werden. Auch hier haben wirtschaftliche Interessen leider Vorrang! auf die Gesundheit der Patienten.

Frankreich

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