ISLAM UND DIE FRANZÖSISCHE REPUBLIK, DAS KOLONIALE MISSVERSTÄNDNIS

ISLAM UND DIE FRANZÖSISCHE REPUBLIK, DAS KOLONIALE MISSVERSTÄNDNIS
ISLAM UND DIE FRANZÖSISCHE REPUBLIK, DAS KOLONIALE MISSVERSTÄNDNIS
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Im Zentrum der Debatten über die nationale Identität Frankreichs steht eine vergessene Geschichte: die der Kolonialisierung. Die weit verbreitete Vorstellung, dass der Islam mit republikanischen Werten unvereinbar sei, entstand nicht erst gestern, sondern hat ihre Wurzeln im französischen Algerien des 19. Jahrhunderts.

Unter dem Deckmantel einer „zivilisierenden Mission“ schuf Frankreich in Algerien ein System der zwei Geschwindigkeiten. Einerseits genossen die Siedler alle Bürgerrechte. Andererseits wurde den „muslimischen Eingeborenen“, obwohl offenbar Franzosen, die volle Staatsbürgerschaft entzogen.

Diese mit kulturellen und religiösen Argumenten gerechtfertigte Segregation verdeckte eine härtere Realität: die Angst vor dem „großen Ersatz“ vor seiner Zeit. Den Algeriern Gleichberechtigung zu gewähren, hätte bedeutet, ihnen die politische Kontrolle über Algerien, damals ein französisches Departement, zu übertragen.

Paradoxerweise wurde den Muslimen im Namen des Säkularismus der Zugang zur Staatsbürgerschaft verwehrt, während ihre Religionsausübung streng kontrolliert wurde. Der Begriff „Muslim“ ist zu einer rechtlichen Kategorie geworden und bezeichnet weniger eine Religionszugehörigkeit als vielmehr einen minderwertigen sozialen Status.

Diese lange verborgene koloniale Vergangenheit taucht heute in den Debatten über den Islam in Frankreich wieder auf. Es schürt sowohl den Ausgrenzungsdiskurs als auch das Misstrauen einiger gegenüber dem republikanischen Universalismus.

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