Das essen die Nati-Spieler

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Der Nati-Koch kümmert sich liebevoll um Ricardo Rodriguez (links), Michel Aebischer und ihre Teamkollegen. Bild: Keystone/Shutterstock

Vor Schweiz-Italien (Samstag 18:00 Uhr) hat der italienische Koch der Nati besondere Tage. Er erzählt uns von seiner Situation und den Gerichten, die er für die Spieler zubereitet. Einige gelten als nicht sehr gesund und sind überraschend.

27.06.2024, 17:0027.06.2024, 18:13

Christian Brägger, Stuttgart / ch media

Francesco Baraldo Sano erlebt besondere Tage vor dem lang erwarteten Achtelfinale gegen Italien am Samstag in Berlin. Und das aus gutem Grund: Der Nati-Koch (51 Jahre alt) ist… Italiener. Bevor er zum Schweizer Team wechselte, fungierte er für die erste Mannschaft von Udinese, einem Verein, für den er noch immer in der Gästeverpflegung tätig ist. Der Vater zweier Töchter lebt noch immer in Italien, nahe der slowenischen Grenze.

Francesco Baraldo Sano wird „der Magier der Öfen“ genannt. Bild: Fabian Michel

Er erzählt uns von seiner seltsamen aktuellen Situation und verrät, was er für die Nati-Spieler vorbereitet. Und es gibt einige Überraschungen!

Nun, sagen Sie uns alles: Ist das eine schöne Situation, der italienische Chefkoch der Nati vor diesem Achtelfinale gegen Italien zu sein?
FRANCESCO BARALDO SANO: Ja natürlich! Mein Herz schlug damals für den AC Mailand. Heute exklusiv und zu 100 % für die Nati.

„Einige Freunde haben mir geschrieben, um mir mitzuteilen, dass ich für sie kein Italiener mehr bin.“

Aber ich bin es immer noch, nur bin ich jetzt ein absoluter Schweizer Fan und ein Teil der Familie.

Die Spieler scheinen dich zu mögen. Haben sie dir einen Spitznamen gegeben?
„Ricci“ (Ricardo) Rodriguez nennt mich „Nonno“. Andere nennen mich „Zio“. Ich habe ein sehr gutes Verhältnis zu den Spielern, voller Respekt. Es hilft mir bei meiner Arbeit. Aber ich bin der Koch und sie sind die Spieler, es ist professionell zwischen uns, weil ich konzentriert bleiben muss.

Der Schweizer Ricardo Rodriguez beantwortet Fragen während einer Pressekonferenz im

Ricardo Rodriguez schätzt die Gerichte von „Nonno“. Bild: KEYSTONE

Wie sieht ein normaler Arbeitstag für den Nati-Koch beim Euro aus?
Ich fange morgens um 7:00 Uhr an und arbeite bis 14:00 Uhr. Dann mache ich eine Pause von etwa zwei Stunden. Vor der Rückkehr zur Arbeit bis 22:00 Uhr.

„Das sind also zwischen 16 und 18 Stunden Arbeit pro Tag, bei 16 bis 17 Kilometern Fußmarsch.“

Abends bereite ich noch den Menüplan für den nächsten Tag vor und bespreche ihn mit der Ernährungsberaterin. Wenn Spieler heute beispielsweise mehr Nudeln als Reis gegessen haben, müssen wir für den nächsten Tag ein ansprechenderes Gericht mit Reis finden.

Worauf sollten Spieler bei ihrer Ernährung besonders achten?
Ihre Mahlzeit besteht zu einem Drittel aus Kohlenhydraten, zu einem Drittel aus Eiweiß und zu einem Drittel aus Gemüse für Vitamine. Die Ernährungsberater sind mit mir am Buffet und sagen den Spielern, was sie anhand ihrer Werte essen sollen. Spieler müssen daher mit Bedacht wählen.

Am Buffet haben wir mittags und abends alles: Huhn oder Rind, Fisch mit Lachs oder Saibling, glutenfreie Pasta und normale Pasta, mit oder ohne Soße.

Außerdem gibt es schwarzen und weißen Reis, Kartoffeln, Süßkartoffeln und drei Gemüsesorten. Wir haben weiterhin ein Salatbuffet mit Mango- oder Avocado-Dressing. Zum Abschluss gibt es drei verschiedene Desserts, zum Beispiel eine leichte Crostata oder Bananenpfannkuchen. Alle Desserts sind zuckerfrei, stattdessen verwende ich Ahornsirup oder Honig.

Warum kein Zucker?
Der Zucker, den wir in unseren Ländern haben, wird industriell verarbeitet, was sehr schlecht ist, weil ihm ungesunde Konservierungsstoffe zugesetzt werden. E-Zusätze wie Natriumcarbonat. Sie sind schlecht für die Verdauung. Brauner Zucker ist auch deshalb schlecht, weil er industriell gefärbt ist. Wenn man es zerdrückt, ist es innen weiß. Butter verwende ich auch fast nie und bei Nati ist alles laktosefrei. Als Getränk trinken wir ausschließlich Wasser.

Wir hören oft, dass wir zu Mittag wie ein Kaiser, mittags wie ein König und abends wie ein Bettler essen sollen. Das ist wahr?
Grundsätzlich essen unsere Spieler immer viel. Aber es gibt Ausnahmen. Manchmal essen sie mittags weniger, wenn sie nachmittags trainieren. Andererseits essen sie abends viel. Manche Menschen freuen sich morgens über zwei Spiegeleier und einen Kaffee. Unser Mittagessen ist immer sehr leicht und besteht hauptsächlich aus Eierspeisen. Sehr beliebt sind auch Porridge mit Haferflocken und Hafermilch sowie Birchermüsli mit geschnittenen Früchten.

Und nach dem Training muss man trotzdem viel essen?
Ja, denn der Energiebedarf ist zu diesem Zeitpunkt sehr hoch. Es ist wie bei einem Auto: Man muss tanken, bevor man es wieder benutzen kann. Besonders wichtig sind Kohlenhydrate. Vor Spielen ist es ideal, wenn die Spieler der Startelf dreieinhalb Stunden vor dem Anpfiff Kohlenhydrate zu sich nehmen. Es ist schnelle Energie für sie.

„Manchmal essen sie mehr als 300 Gramm Nudeln, die vor dem Anpfiff verdaut werden“

Außerdem hatten wir zufällig einen mobilen Induktionsherd in der Umkleidekabine und kochten nach dem Spiel vor Ort Bolognese-Nudeln. Es gibt aber auch Fußballer, die nach dem Spiel nur einen Apfel essen.

Tatsächlich essen die Nati-Spieler nach den Spielen in der Regel Pizza.
Sie müssen den Energieverlust sofort wieder zurückgewinnen. In Köln bestellten wir Pizza, in Frankfurt machten wir unsere eigene, mit etwas Käse oben drauf. Wir fügen auch Gemüse oder Hühnchen hinzu. Aber niemals Zwiebeln oder Thunfisch.

Die Deutschen haben nach den Treffen Anspruch auf Döner-Sandwiches. Und die Nati?
Auch nach dem Spiel gegen Deutschland waren einige bei uns zu Hause.

„Wir haben diese Döner in Frankfurt zubereitet und die Spieler haben sie im Flugzeug zurück nach Stuttgart gegessen.“

Aber unsere Döner sind leichter, ohne Zwiebeln und mit laktosefreiem Joghurt.

Welcher Spieler hat die größten gastronomischen Ansprüche?
Keiner. Yann Sommer isst sehr wenig Fisch und Fleisch. Und Gregor Kobel achtet sehr auf seine Ernährung. Aber wir haben keine Spieler mit Allergien. Glutenfreie Produkte sind beliebt, weil sie leichter sind und die Verdauung fördern. Und es gibt Spieler, die im Ramadan Halal essen möchten.

Besonderes Augenmerk legt Gregor Kobel auf seine Ernährung. Bild: KEYSTONE

Wer isst am süßesten?
Ricardo Rodriguez. Er fragt mich am Buffet immer, was er essen soll. Code 1 ist das, was es braucht. Code 2, was es hinterlassen soll.

Und was macht man mit den Gewürzen?
Ich füge nur Öl und Salz hinzu. Mit Rosmarin oder Minze würzen. Und auch mit etwas Kurkuma, das gegen Gelenkentzündungen hilft.

Kein schwarzer Pfeffer, kein Chili, kein Knoblauch, keine Zwiebeln. Wegen der Verdauung.

Ich persönlich verwende zu Hause manchmal eine Gewürzmischung, aber sie dehydriert den Körper, was schlecht für die Spieler ist.

Um dieses Interview zu beenden, müssen wir Ihnen die Frage stellen: Ihre Prognose für dieses Schweiz-Italien?
Es tut mir leid für die Italiener: Ich tippe auf ein 2:1 für die Schweiz, nach einem 0:1-Rückstand. Und dann sagen wir „Ciao, ciao!“

Französische Adaption: Yoann Graber

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