Gottéron kann die schönste Geschichte unseres Eishockeys schreiben

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Fribourg-Gottéron gewann am Dienstag den Spengler Cup durch einen 7:2-Sieg gegen die Deutschen aus Straubing. Bild: Keystone

Als Gewinner des Spengler Cups am Dienstag liefern die Dragons eine Saison voller Wendungen, mit denen niemand gerechnet hätte. Was wäre, wenn sie am Ende des Jahres einen „echten“ Titel gewinnen würden?

01.01.2025, 15:5801.01.2025, 21:58

Klaus Zaugg

Der Begriff „Romantik“ kommt vom Wort „Roman“. Hans Christian Andersen, der Däne Jeremias Gotthelf, ist einer der berühmtesten Autoren der Bewegung und seine Geschichten haben ihn auf der ganzen Welt populär gemacht. Es besteht eine Verbindung zu Gottéron. Über die turbulente Geschichte dieses Vereins und seinen magischen Triumph am Dienstag im Spengler Cup könnte man einen Roman schreiben.

Die Eishockeyspieler, die wie Könige dafür bezahlt werden, von Zeit zu Zeit zu spielen und nicht zu arbeiten, bekommen den Abgang des großen bösen Chefs: Christian Dubé. Dann trifft der sehr freundliche Patrick Emond ein. Er lässt seine Schützlinge spielen, wie sie wollen und zwingt sie nicht zur ständigen Arbeit. Offensichtlich funktioniert das auf Dauer nicht. Deshalb wird der Zauberer Lars Leuenberger zu Hilfe gerufen, um die Freiburger Bevölkerung zur Bewegung zu bewegen. Und nun geschieht ein Wunder: Gottéron gewinnt den Spengler Cup, den Wettbewerb der Romantiker. Mit Genève-Servette (2013, 2014) und Ambri (2023) haben in der Neuzeit nur zwei Teams den Spengler Cup gewonnen, ohne zuvor einen Meistertitel zu erringen. Dennoch korrigierten die Genfer die Situation zehn Jahre später.

Die Traumfabrik Gottéron hat nun einen Pokal in ihrem Trophäenschrank unterzubringen, was unter anderem Präsident Hubert Waeber zu verdanken ist. Letzterem ist eine wahre Meisterleistung gelungen. Noch nie hat ein Trainerwechsel so schnell und so reichlich Früchte getragen. Denn wir können es sagen: Ohne diese Entscheidung vom 22. Dezember wäre dieser sagenhafte Erfolg nicht möglich gewesen. Von nun an wird jede Trainerentlassung mit einer genauen Begründung versehen. Was werden wir hören?

„Bei Gottéron hat es funktioniert. Denken Sie an den Spengler Cup 2024!“

Wenn Gottéron von September bis März spielt, tanzt, singt und lacht, ist der Eishockey-Tempel offensichtlich zum Bersten gefüllt. Manchmal ist es auch im April. Doch in dieser Zeit spielen, tanzen, singen und lachen die Freiburger nicht mehr. Ergebnis: Sie gewinnen keine Titel. Allerdings hatten die Dragons oft Talent, auf den Gewinn von Meisterschaftstrophäen zu hoffen. Aber es stimmt, dass nie alles perfekt zusammengepasst hat. Während Slava Bykow und Andreï Khomutov den gegnerischen Verteidigern mit absoluter Klasse auf der Nase tanzten, fehlte ihnen damals eine solide Verteidigungsbasis.

Auch Julien Sprunger, 38, gewann an diesem Dienstag seinen ersten Karrieretitel.Bild: Keystone

Der Gottéron für die Jahresabschlussfeier 2024 ist zweifellos das ausgeglichenste Freiburger Team seit seinem Aufstieg in die Nationalliga im Jahr 1980. Unterstützt wird es von einer Legion Veteranen – Reto Berra (38 Jahre), Raphael Diaz (38). Jahre alt), Ryan Gunderson (39), Julien Sprunger (38) – immer noch ziemlich schneidig im Herbst ihrer Karriere. Besser noch, sie waren im ersten Teil der Saison nicht überlastet. Die Monate unter Patrick Emond glichen eher einem Sommercamp. Es könnte daher sein, dass die Freiburger noch frisch in der Money-Time, also den Play-offs, sind. Hier wird es interessant. Denn technisch und mit der Unterstützung der Eishockey-Götter ist Gottéron gut genug, um einen ersten „echten“ Titel zu gewinnen: den der Schweizer Meisterschaft, ein Wettbewerb, der Realisten vorbehalten ist und nicht Romantikern wie den Dragons.

Darüber hinaus weiß der neue Trainer Lars Leuenberger, wie es geht. Er ist nicht nur beim Spengler Cup gut. 2016 bewies er mit Bern, dass er auch Meister werden kann. Nach diesem Davos-Märchen ist er in Freiburg bereits beliebter als Roger Rönnberg, dem er nächste Saison als Assistent dienen wird. Stellen Sie sich vor, er würde seinen Platz mit zwei kurz hintereinander gewonnenen Trophäen aufgeben: einem Spengler Cup und dem Meistertitel. In Gottéron würde es wieder ein Chaos geben. Das würde aber auch bedeuten, dass Leuenberger die schönste Geschichte unseres Eishockeys geschrieben hätte. Ein fabelhafter, in vier Monaten geschriebener Roman, den sich selbst die größten Autoren nicht hätten vorstellen können und dessen Veröffentlichung der Freiburger Club schon seit Jahren anstrebte.

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