zum Tod der Songwriter-Ikone

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Seine Lieder leben von melodischem Schwung und prägnanten Texten. Sie wurden oft von Stars interpretiert, bevor Kris Kristofferson sie selbst veröffentlichte. Er starb am Samstag im Alter von 88 Jahren.

Kris Kristofferson hatte ein Gespür für fröhliche Melodien und prägnante Texte.

Everett Collection / Imago

Er gilt als bedeutender Singer-Songwriter. Im Fall von Kris Kristofferson wäre der Begriff besser umgekehrt. Mit seinen Liedern hat der „Songwriter-Sänger“ das Repertoire einer ganzen Generation von Künstlern aus der Country-, Folk- und Rockszene bereichert. Allerdings geriet er als Sänger dadurch in den Schatten seiner Lieder, die andere auffälliger interpretierten; nicht unbedingt besser, aber mit mehr Pathos und Dramatik.

Das zeigen seine Klassiker. Kristofferson schrieb „Me and Bobby McGee“ Ende der 1960er Jahre, doch das Lied wurde dann dank Janis Joplins ekstatischer Interpretation, die im Herbst 1970 aufgenommen wurde, zur Hymne der Hippie-Generation. Kristoffersons persönliche Version, die im erschien im selben Jahr, ist von lakonischer Zurückhaltung und Melancholie geprägt.

Jansi Joplin verdankte Kristofferson den Hit „Me And Bobby McGee“ (Los Angeles, 1970).

John Byrne Cooke Estate / Hulton Archive / Getty

Ein Tränenfluss für Elvis

Ähnlich war es bei „Help Me Make it through the Night“. Während der Komponist das Stück in einer Art Gesang vortrug, machte Elvis Presley daraus einen Tränenfluss, indem er die Schlusssilben stets mit viel Vibrato ausschwingen ließ. Dank Sammi Smiths tränenreicher Leidenschaft wurde das Lied zu einem der größten Hits in der Geschichte der Country-Musik.

„Sunday Mornin’ Comin’ Down“ war Kris Kristoffersons Durchbruch in der Country-Szene zu verdanken, da er seinem Entdecker und Unterstützer Johnny Cash zu einem Hit verhelfen konnte. Womit könnte der aufstrebende Songwriter den Country-Star beeindruckt haben? Einfache Melodien und organische Formen bilden eine sichere Grundlage für jede Interpretation der Kristofferson-Lieder. Die Musik drängt sich nicht in den Vordergrund, sie bewährt sich als Begleitung zu Texten mit literarischem Flair.

Kristofferson zusammen mit seinem Idol und Unterstützer Johnny Cash (1976).

Bettmann / Getty

„Ich fühle mich fast so ausgeblichen wie meine Jeans“, heißt es in „Bobby McGee“, bevor das Hippie-Motto folgt: „Freiheit ist nur ein anderes Wort für nichts mehr zu verlieren.“ – Freiheit bedeutet, nichts mehr zu verlieren. In „Sunday Mornin’ Comin’ Down“ erlebt der Sänger eine Art Proustian-Madeleine-Moment: Er schlendert durch eine verlassene Straße, wo ihn der Geruch eines Hähnchenbratens an seine Kindheit erinnert und ihn in Melancholie versetzt.

Literatur und Militär

Kristoffersons poetisches Talent kam nicht von ungefähr. 1936 in Brownsville, Texas, als Sohn eines Generals geboren, studierte er später Literatur in Oxford, wo er sich auch erstmals als Musiker versuchte. Nach Abschluss seines Studiums trat er 1960 in die US-Armee ein. Als Hubschrauberpilot war er von 1962 bis 1965 in Deutschland stationiert.

Als er in die USA zurückkehrte, soll er an einer Militärakademie englische Literatur unterrichtet haben. Stattdessen fand Kristofferson sein Glück in Nashville. Nach ersten Erfolgen als Komponist veröffentlichte er in den 1970er Jahren auch eigene Alben. Das Debüt „Kris Kristofferson“ (1970) wurde von der Kritik gelobt, der Erfolg ließ jedoch noch aus. „Jesus Was a Capricorn“ hingegen schaffte es 1972 an die Spitze der Country-Charts.

Kris Kristofferson begann bald, als Schauspieler aufzutreten. Im Remake von „A Star Is Born“ trat er an der Seite von Barbra Streisand auf; Für diese Rolle gewann er 1976 einen Golden Globe. Er spielte die Hauptrolle in Michael Ciminos Western „Heaven’s Gate“.

Kris Kristofferson mit Barbra Streisand in „A Star is Born“.

Sunset Boulevard / Corbis / Getty

Einfluss des Idols

1985 gründete Kristofferson mit Waylon Jennings, Willie Nelson und Johnny Cash die Supergroup The Highwaymen. Die vier Sänger galten nun als Nashvilles „Outlaws“, da ihre lebensnahen, teils kämpferischen Songs nicht mehr in die kommerzielle Country-Szene passten.

Für Kris Kristofferson war es eine große Befriedigung, mit Johnny Cash in einer Band zu spielen. Das Idol blieb bis zum Schluss eine große Inspiration. Dies war noch in den letzten Aufnahmen zu erkennen. Wie Johnny Cash bei den legendären „American Recordings“ reduzierte Kristofferson die Begleitung, um dem spröden Gesang maximale Ehrlichkeit zum Ausdruck zu bringen. Der Musiker starb am Samstag im Alter von 88 Jahren auf Hawaii.

Kris Kristofferson blieb bis ins hohe Alter musikalisch aktiv. (Nashville, 2017)

Laura Roberts / AP

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