Goldene Stimmgabel für Jean-Guihen Queyras und Gustavo Gimeno

Goldene Stimmgabel für Jean-Guihen Queyras und Gustavo Gimeno
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Zusätzlich zu einer Vision, die durch das Solocello von Tout un monde distance gereift ist, bringt die Luxemburger Phalanx eine sengende Dunkelheit in Dutilleux‘ Symphonie Nr. 1.

EDas Programm vereint vorbildlich drei große Orchesterpartituren von Henri Dutilleux, serviert mit einer eher persönlichen Eloquenz, deren bewundernswerter Blickwinkel auffällt. Prunkvoll und extravagant unter anderen Dirigenten (zum Beispiel Charles Munch, Erato) sind die fünf Stoffwechsel (vollendet 1964) werden hier aus einem vielleicht weniger orthodoxen Blickwinkel beleuchtet, aber auch hieratisch, wild, raffiniert und getreu der Zeitauffassung des Komponisten. Eine Konzeption, bei der die Begriffe Vorahnung und Erinnerungen die nicht fixierten und sich weiterentwickelnden Grundlagen der Sprache bilden, die Dutilleux in den folgenden zwei Jahrzehnten entwickeln würde.

Luftarchitektur

Auf dem Weg, das meistgeschätzte Cellokonzert des 20. Jahrhunderts aller Zeiten zu werden, Eine ganz ferne Welt (1967-1970) folgt im Kielwasser von StoffwechselDie fünf zusammenhängenden Sätze stehen jeweils unter der Schirmherrschaft eines Gedichts von Baudelaire. Jean-Guihen Queyras hat es bereits vor zwanzig Jahren mit Hans Graf und dem Nationalorchester Bordeaux-Aquitanien (Arte Nova/Sony) aufgenommen; es bietet eine neue, reichlich ausgereifte Version, eine dichte, souverän ausgewogene und außerordentlich verinnerlichte Lektüre. In einem präzisen Dialog, reich an Hintergrundinformationen und Anspielungen, wird die Reise zu einer luftigen Architektur strukturiert, die das einzige Wunder des Klangillusionismus bei weitem übertrifft. Weniger kantig als zuletzt Victor Julien-Laferrière (Alpha, Goldene Stimmgabel, vgl. Nr. 724) begünstigt Queyras den visionären Impuls.

Wie Brahms, Mahler oder Schostakowitsch unterschrieb Dutilleux bei ihm Symphonie Nr. 1 (erstellt 1951) eine wahre Meisterleistung. Überraschend harsch und sogar von tragischen Akzenten gespickt, wird die Interpretation von Gimeno und den luxemburgischen Musikern dem Werk in besonderem Maße gerecht. Von seiner hochmütigen und lapidaren Gewalt Passacaglia Vom Anfang bis zu den meisten Variationen des Finales herrscht ein Klima der Unterdrückung. Weder die falsche Entspannung des Scherzo noch der verträumtere und überwältigendere Charakter desIntermezzo – dessen Melodielinie sich mit seltener Kontinuität entwickelt – unterbrechen nicht den spannungsgeladenen Faden dieses Diskurses, der ständig von einem polyphonen Rahmen getragen wird, der geladen ist und dennoch sowohl Licht als auch Poesie ausstrahlt. Ein strenges und schillerndes Meisterwerk.

HENRI DUTILLEUX: Stoffwechsel. Eine ganz ferne Welt*. Symphonie NrÖ 1. Jean-Guihen Queyras (Cello)*, Philharmonisches Orchester Luxemburg, Gustavo Gimeno. HM. Ø 2023. TT: 1 Std. 19 Min. Goldene Stimmgabel

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