Nordkoreaner sollen versehentlich Russen erschossen haben

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Mehrere Experten bedauern die „Schwäche“ der Reaktion des Westens auf Nordkoreas Militärhilfe für Putin. Doch Kim Jong-uns Truppen sind an der Front nicht über jeden Zweifel erhaben.

Christoph Cöln / t-online

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Die Truppen von Wladimir Putin haben an der ukrainischen Front zuletzt an Boden gewonnen und einige Ortschaften erobert. Doch dieser Fortschritt hat einen hohen Preis. Dem russischen Führer gehen langsam die Soldaten aus. Die Taktik der russischen Generäle, die darin besteht, ihre Streitkräfte in unmenschliche „Fleischwolf“-Angriffe zu schicken und dabei den Tod Tausender Menschen zu riskieren, hat eine Reduzierung der Truppen zur Folge.

Vor kurzem ist Nordkorea gekommen, um sie zu füllen. Kim Jong-un hilft seinem Freund im Kreml mit seinen eigenen Truppen. Zunächst war von 8.000 Soldaten im Einsatz in der russischen Region Kursk die Rede, die im August von Kiew erobert wurde. Doch nach amerikanischen Angaben sind inzwischen fast 2.000 zusätzliche nordkoreanische Truppen in der Region eingetroffen. Die Vereinigten Staaten schätzen daher, dass die Gesamtzahl der nordkoreanischen Streitkräfte in Russland 11.000 bis 12.000 betragen könnte, sagte der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, Patrick S. Ryder, am Montag.

Russland hat die Militärhilfe Nordkoreas nicht abgelehnt. Der nordkoreanische Außenminister Choe Son-hui hat gerade den Kreml besucht. Einem Video zufolge übermittelte sie Putin „aufrichtige, herzliche, kameradschaftliche Grüße“ des nordkoreanischen Führers Kim Jong-un. Es wird erwartet, dass die strategische Zusammenarbeit zwischen den beiden Diktaturen in Zukunft weiter intensiviert wird. Nordkorea unter dem stalinistischen Regime will Putin bei seinem Einmarsch in die Ukraine unterstützen „Bis zum Sieg“.

Kim Jong-un und Wladimir Putin in Wladiwostok, Russland, Donnerstag, 25. April 2019. Bild: AP POOL

„Die Schwäche des Westens“

Politische Beobachter gehen davon aus, dass der russische Präsident den Konflikt dadurch weiter eskaliert, doch die erwartete Empörung aus dem Westen blieb aus. Die Reaktionen in den europäischen Hauptstädten sowie in Washington blieben diskret. Die NATO sei einfach „besorgt“, und UN-Chef Antonio Guterres erklärte, er sei „sehr besorgt“ über diese Entwicklung. Von Sanktionen oder militärischen Maßnahmen, wie sie der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj gefordert hatte, keine Spur.

Der Kremlchef scheint in der Lage zu sein, weiterhin rote Linien zu überschreiten, ohne dass der Westen reagiert. Die amerikanische Denkfabrik Atlantic Council spricht ein weiterer Beweis für das Scheitern der Eindämmungspolitik gegenüber Russland. Laut diesen geopolitischen Experten:

„Putins Eskalation mit Nordkorea ist eine direkte Folge der Schwäche des Westens“

Nach ukrainischen Angaben sterben täglich zwischen 1000 und 1200 russische Soldaten an der Front. Nordkoreanische Truppen dienen Putin daher als „Kanonenfutter“, wie Militärexperten schreiben. Kim Jong-un hätte seine Eliteeinheiten nicht wirklich nach Russland geschickt.

Berichten zufolge nordkoreanische Soldaten auf Russen geschossen

Somit hätte es an der Kursk-Front zu ersten Zwischenfällen zwischen den Russen und den Nordkoreanern kommen können. Laut dem amerikanischen Magazin Newsweek, Berichten zufolge haben nordkoreanische Soldaten während der Kämpfe in der Region auf ihre russischen Kameraden geschossen. Das jedenfalls sagt ein russischer Soldat, der sich der ukrainischen Armee ergeben hat.

Diesem Bericht zufolge wurden Russen und Nordkoreaner in den Wald geschickt, um einen Graben auszuheben, als sie von einem ukrainischen Angriff überrascht wurden. Die sich verstärkenden nordkoreanischen Soldaten begannen daraufhin, um sie herum zu schießen und trafen dabei auch Russen. Zwei russische Soldaten sollen gestorben sein.

Der Vorfall kann noch nicht unabhängig bestätigt werden, da das russische Verteidigungsministerium nicht auf Fragen von geantwortet hat Newsweek darüber. Andrej Kowalenko, Vorsitzender des Sicherheits- und Verteidigungsrates der Ukraine, bestätigte am Montag lediglich, dass nordkoreanische Soldaten an den ersten Kampfhandlungen auf russischer Seite teilgenommen hätten.

Übersetzt und angepasst von Noëline Flippe

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