Am 16. November 2024 stellte Russland offiziell den Erdgastransport nach Österreich ein und beendete damit eine mehr als sechs Jahrzehnte währende Handelsbeziehung. Die erwartete Entscheidung symbolisiert wachsende Spannungen zwischen Moskau und Europa und wirft gleichzeitig entscheidende Fragen zur Energieresilienz des Kontinents auf.
Ein finanzieller Streit war der Grund für die Gaskürzung
Der Bruch zwischen dem russischen Energieriesen Gazprom und der OMV, einem der größten österreichischen Energieversorger, hat seinen Ursprung in einem Finanzstreit. OMV hat eine positive Schiedsentscheidung erhalten, die es ihr ermöglicht, von Gazprom eine Entschädigung für nicht erfüllte Gaslieferungen im Jahr 2022 zu fordern. Anstatt dieser Entscheidung nachzukommen, die eine Zahlung von 230 Millionen Euro vorsieht, hat Gazprom beschlossen, seine Exporte nach Österreich vollständig einzustellen. Diese Geste ist Teil einer umfassenderen russischen Strategie, die darauf abzielt, Energieressourcen als Hebel für geopolitischen Einfluss zu nutzen. Die Einstellung der Lieferungen nach Österreich markiert somit eine neue Episode in der Verschlechterung der Wirtschaftsbeziehungen zwischen Russland und Europa seit Beginn des Krieges in der Ukraine.
Für Österreich erfolgt diese Aussetzung nach einer Zeit der erzwungenen Energiewende. Vor 2022 war das Land eines der am stärksten von russischem Gas abhängigen Länder und deckte dank dieser Quelle fast 90 % seines Bedarfs. Seitdem wurden Anstrengungen unternommen, um das Angebot zu diversifizieren. Die Importe aus Deutschland, Italien und den Niederlanden sind gestiegen und die nationalen Lagerkapazitäten wurden gestärkt, so dass sie heute zu 93 % ausgelastet sind.
Auf dem Weg zu einer Erhöhung des Gaspreises in Europa?
Die wirtschaftlichen Folgen dieses Bruchs sind vielfältig. Einerseits sind die Lieferkosten aufgrund der zunehmenden Abhängigkeit von den europäischen Märkten gestiegen, wo die Preise weiterhin volatil sind. Andererseits heizt diese Situation die Energieinflation an, die für Haushalte und Unternehmen bereits besorgniserregend ist. Die österreichische Regierung hat versucht, die Bevölkerung zu beruhigen, indem sie sagte, dass in diesem Winter niemandem das Benzin ausgehen werde. Diese Zuversicht basiert jedoch auf der Annahme eines moderaten Konsums und des Fehlens extremer klimatischer Bedingungen. Haushalte riskieren Tariferhöhungen, während energieintensive Industrien mit steigenden Produktionskosten zu kämpfen haben, was möglicherweise ihre Wettbewerbsfähigkeit auf internationalen Märkten beeinträchtigt.
Auf europäischer Ebene verdeutlicht die Einstellung der Lieferungen nach Österreich die anhaltenden Unterschiede zwischen den Mitgliedstaaten in Bezug auf die Energiesicherheit. Auch wenn es der Europäischen Union als Ganzes gelungen ist, ihre Abhängigkeit von russischem Gas zu verringern, bleiben bestimmte Länder wie Ungarn und die Slowakei besonders gefährdet. Die Investitionen in die Infrastruktur, insbesondere für Flüssigerdgas aus den USA und Katar, schreiten voran, erfordern jedoch erhebliche finanzielle Anstrengungen und Verzögerungen, die diese Lösungen kurzfristig wirkungslos machen.