Der am 7. Oktober begonnene Krieg hat die ohnehin schon besorgniserregende soziale Situation in Israel nur noch verschlimmert. Laut dem neuesten National Insurance-Bericht, der am Mittwoch veröffentlicht wurde, leben fast 2 Millionen Menschen im Land unterhalb der Armutsgrenze, darunter 872.400 Kinder.
Die Zahlen sind alarmierend: Mehr als jeder fünfte Israeli (20,7 %) lebt in Armut. Besonders kritisch ist die Situation für Kinder, von denen 27,9 % betroffen sind, womit Israel in diesem Bereich zu den am schlechtesten bewerteten OECD-Ländern gehört. Bei der Kinderarmut liegt unter den entwickelten Ländern nur Costa Rica vor Israel.
Die Auswirkungen des „Eisernen Schwerter“-Krieges sind spürbar. Zwischen 2022 und 2023 stieg die Armutsquote bei Familien von 33,9 % auf 34,2 % und bei Kindern von 35,4 % auf 36,1 %. Lediglich die Älteren scheinen mit einem leichten Rückgang um 0,3 Punkte relativ verschont zu sein.
Am stärksten betroffen sind die arabischen und ultraorthodoxen Bevölkerungsgruppen: 38,4 % bzw. 33 % der Familien leben unterhalb der Armutsgrenze. Im Vergleich dazu sind nur 14 % der nicht-orthodoxen jüdischen Familien betroffen.
Geografisch sind die Unterschiede ebenso eklatant. Den traurigen Rekord hält Modi’in Illit mit 48,3 % Armut, gefolgt von Jerusalem (38,3 %), Beit Shemesh (36,3 %) und Bnei Berak (30,7 %).
Trotz einiger kriegsbedingter Soforthilfe beträgt der Beitrag der Regierung zur Armutsbekämpfung nur 35 % und liegt damit deutlich unter dem OECD-Durchschnitt (58 %). Die israelischen Sozialausgaben machen nur 16,6 % des BIP aus, das sind 0,6 Punkte weniger als der Durchschnitt der entwickelten Länder.
Verbände schlagen Alarm, während der Haushalt 2025 in vielen Bereichen Preiserhöhungen sowie Steuererhöhungen vorsieht, gleichbedeutend mit einer Verarmung der Bevölkerung.
Die Armutsgrenze in Israel liegt bei 3.324 NIS (Schekel) pro Monat und Person bzw. 10.637 NIS für eine vierköpfige Familie.