Sehr selten gibt es Filme, in denen Religion auf diese Weise angegangen wird. Die meisten von ihnen folgen einer Familie, die in ein altes Haus einzieht, oder knurrenden Dämonen, die begierig darauf sind, ein Lebewesen in Besitz zu nehmen. Mit dieser schrecklichen Fiktion bricht die Theologie hervor, allerdings in einem noch bösartigeren Sinne.
Schwester Paxton und Schwester Barnes unterhalten sich und sitzen auf einer Bank. Ihre Bewegung von Tür zu Tür innerhalb des Bundesstaates Colorado verläuft nicht unbedingt wie erhofft. Denn eine (Wieder-)Bekehrung vorzuschlagen, auch wenn man sich mit seinen Idealen wohl fühlt, ist nicht so einfach. Besonders in Bezug auf ihre Religion, die Mormonenkirche. Nach einer kurzen Pause und Gesprächen, die es den jungen Frauen ermöglichten, sich etwas besser kennenzulernen, beschlossen sie, vor einem abgelegenen, aber gut erhaltenen Haus anzuhalten. Ein paar Minuten vergehen und ein sauber aussehender Mann öffnet seine Tür und stellt sich herzlich vor, Mr. Reed. Wenn man die beiden Schwestern einlädt, sein Haus zu betreten, während sie darauf warten, dass der Sturm vorüberzieht und abtrocknet, werden sie sehr schnell spüren, wie eine Art Falle entsteht, ein Netz, das sich um sie herum schließt. Das Gebäude entpuppt sich tatsächlich als echtes Labyrinth und der einzige Weg, daraus herauszukommen, besteht darin, Reeds Worten zuzuhören. Ohne die endgültige Wahl zu vergessen, die grüne oder braune Tür …
Eine der ersten hervorragenden Überraschungen von „Heretic“ bleibt seine Verbreitung. Angefangen beim vielseitigen Filmemacherduo Scott Beck und Bryan Woods. Der Öffentlichkeit recht unbekannt, sind sie dennoch die Drehbuchautoren der sehr lukrativen und erfolgreichen Franchise „Without a sound“. Oder auch neulich, aus „65 – The Land Before“ mit Adam Driver.
Bei „Heretic“ geht die Horror-Inspiration weiter. Aber dieses Mal ist das Monster ein Mensch und wie in der Inhaltsangabe offiziell angekündigt. Zunächst freundlich, wird seine Fremdartigkeit von den beiden Schwestern erst zu spät wahrgenommen.
Denn sobald sie das Versteck des bösen „Mr. Reed“, alias Hugh Grant („Wonka“), betreten, gewinnt die Handlung an Intensität und wird schrecklicher und psychologischer. Auf beiden Seiten werden Worte, die sich oft als theologisch erweisen, in Waffen verwandelt.
Im Laufe der Geschichte, in der Horror und Angst beim Vorrücken der beiden Mormonen im labyrinthischen Haus von „Mr. Reed“ immer präsenter werden, kommen die Zeilen zum Vorschein. Keine wirkliche verbale Gewalt, aber die Bedrohung ist in jedem Wort zu spüren und die Taktik des Bösen wird auf eine bestimmte Weise funktionieren.
Das hat sogar einen Namen: Seelöwen, man benimmt sich wie ein Seelöwe. Dabei geht es darum, Menschen mit wiederholten Bitten um Argumente zu belästigen und dabei vorgetäuscht höflich und aufrichtig zu bleiben. Diese für narzisstische Perverse perfekte Praxis wird auch in Debatten angewendet. Was der nebulöse „Mr. Roseau“ ohne zu zögern tut, der aus eigenen Gründen niemals nachgeben wird.
Letzterer wird also von dem sehr guten britischen Schauspieler Hugh Grant gespielt. Als Headliner von „Heretic“ sticht er durch sein unglaubliches Engagement aus allen seinen bisherigen Rollen hervor (sogar aus der Fernsehserie „The Undoing“, in der er einen Mörder spielte).
Der Schauspieler, der bereits 2012 im Film „Cloud Atlas“ die Regisseure beeindruckt hatte, spürte das Potenzial seiner Rolle als Ketzer so sehr, dass er viel über Polemiker und Gurus ganz bestimmter Sekten recherchierte. Um die Gründe für die Begehung solcher bösen Taten besser zu verstehen.
Auch die Leistungen seiner Kollegen geraten nicht so schnell in Vergessenheit und sind ebenso überraschend. So erweisen sich Sophie Thatcher („The Bogeyman“) und Chloe East („The Fablemans“), zwei Schauspielerinnen und eigentlich ehemalige Mormonen, zwar etwas unschuldig, aber intelligenter, intuitiver und mutiger, als sie scheinen. Vor allem ihrem Glauben und ihren Überzeugungen treu, die im Zusammenhang mit dem Horrorfilm von großer Bedeutung sind.
Und 4e Der Charakter ist auf der Ebene dieser Leistung zu erwähnen. Das unglaubliche Zuhause des gewundenen Besitzers. Die verschiedenen, in Kanada gebauten Räume wurden an realen Orten gedreht und sind allesamt bedeutsam und einer düsterer als der andere. Der Ort lebt, umgibt und umgibt die 3 Protagonisten, was auch immer…
Allerdings bleiben zwei Elemente in „Heretic“ ein wenig bedauerlich. Der musikalischen Komposition von Chris Bacon („Wednesday“) fehlt ein markantes, beunruhigendes und/oder beängstigendes Thema. Abgesehen von dieser kleinen Abwesenheit kommt der Figur der Missionarin, die für die beiden Schwestern verantwortlich ist, nicht genügend Bedeutung zu und gerät im Vergleich zum Rest der Geschichte leider sehr schnell in Vergessenheit.
„Heretic“ ist also ein gelungenes, sorgfältiges, faszinierendes und wirklich wirkungsvolles Horrorwerk. Sein Horror ist nicht mit dem hervorragenden „Terrifier 3“ zu vergleichen, aber er ist durchaus spürbar. Liebhaber des Genres werden sich über jede Szene (vor einem Chianti?) freuen. Jüngere und überempfindliche Menschen werden es jedoch meiden, da sich diese Fiktion nicht an diese Art von Publikum richtet.
Natürlich ist dies eine persönliche Entscheidung und wie die Handlung des Spielfilms zeigt, haben alle Entscheidungen Konsequenzen …
Ketzer
USA – CAN – 2024
Dauer: 1h50 Min
Gruselig, Horror, Spannung
Regisseure: Scott Beck, Bryan Woods
Mitwirkende: Hugh Grant, Chloe East, Sophie Thatcher, Topher Grace, Elle Young, Julie Lynn Mortensen, Wendy Gorling
Pathé Films Schweiz
27.11.2024 im Kino