Meyer Burgers Aktionären droht der Totalverlust – Analyse Halbjahresergebnis

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DieseAnalyse zum Halbjahresergebnis

Meyer Burgers Aktionären droht der Totalverlust

Der Hersteller von Solarmodulen steuert auf die Insolvenz zu. Er kämpft nun um einen Deal als letzten Rettungsversuch.

Publiziert heute um 15:50 Uhr

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In Kürze:
  • Verhandlungen zur Rettung von Meyer Burger laufen auf Hochtouren.
  • Eine Gruppe bestehender Anleiheninhaber signalisiert Bereitschaft für frisches Kapital.
  • Mitarbeiterabbau in Europa geplant, um US-Produktion zu steigern.
  • Aktienwert stark gesunken, Insolvenz wird als möglich erachtet.

Gibt es eine Zukunft für Meyer Burger? In den kommenden Tagen wird sich die Frage klären. Alles hängt nun davon ab, ob es Franz Richter gelingt, einen Deal einzufädeln und die neuste Finanzierungslücke zu schliessen. Seit die gross angelegte US-Expansion gescheitert ist und CEO Gunter Erfurt im September gehen musste, führt er den Solarmodulhersteller im Doppelmandat.

Richter bleibt nur noch eine Option, um die drohende Insolvenz abzuwenden: die Gunst der Anleihenhalter. «Wir sind in fortgeschrittenen Verhandlungen und gehen davon aus, in den nächsten Tagen Resultate zeigen zu können», sagte er in einer Medienkonferenz anlässlich der tiefroten Halbjahreszahlen. Dass der Semesterbericht erst am Donnerstag kurz vor Mitternacht und nur knapp vor dem Ablauf der Fristverlängerung erschienen ist, hängt vor allem damit zusammen. Meyer Burger hätte gerne bereits jetzt die Rettung verkündet. Gelungen ist das zwar nicht.

Hoffen auf die Gläubiger

Gemäss Mitteilung hat jedoch eine Gruppe aus bestehenden Inhabern von Wandelanleihen, die 2027 und 2029 fällig werden, Bereitschaft signalisiert, frisches Kapital bereitzustellen. Im Gegenzug sollen die bestehenden Schulden aus den Wandelanleihen umstrukturiert werden. Die Rede ist von einem hohen zweistelligen Millionenbetrag, den die Investoren einschiessen müssten. Wie eine Vereinbarung konkret aussehen könnte und welche Optionen verhandelt werden, gibt Meyer Burger nicht preis.

Im Fall der Insolvenz haben die Fremdkapitalgeber in der Regel Vorrang vor den Aktionären. Ob die Gläubiger angesichts der kritischen Situation gewillt sind, ihre Anleihen in Aktien umzuwandeln, was die Schuldenlast des Unternehmens reduzieren würde, ist fraglich.

«Für Aktionäre ist der Totalverlust kaum noch abzuwenden, da die Bondholder neues Kapital nur mit massiver Verwässerung zur Verfügung stellen dürften», sagt ein langjähriger Beobachter.

Neben der Finanzierung muss Meyer Burger noch eine weitere Hürde meistern: die Restrukturierung, die laut Richter schmerzhaft sein wird. Der Verwaltungsrat hat bereits einen externen Restrukturierungsberater beauftragt, um Meyer Burgers Zukunftsfähigkeit und Restrukturierungspotenzial zu bewerten. Im Zuge des Umbaus soll die Mitarbeiterzahl bis Ende 2025 von rund 1050 auf 850 sinken, wobei in Europa ein überproportionaler Abbau bevorsteht, um in Arizona die Modulproduktion hochzufahren.

Damit das Unternehmen überlebt, muss also einiges aufgehen. Für einmal schlägt Meyer Burger, die sich bis anhin nie mit grossen Ankündigungen zurückgehalten hat, einen erstaunlich nüchternen Ton an: Das Fortbestehen hänge von der schnellen Umsetzung der Restrukturierungs- und Finanzierungsmassnahmen sowie der erfolgreichen Realisierung des Geschäftsplans ab. «Es gibt keine Garantie, dass dies möglich sein wird oder zu Bedingungen, die für Meyer Burger und ihre Aktionäre attraktiv sind», heisst es in der Mitteilung.

Die meisten Aktionäre dürften ihr Geld bereits abgeschrieben haben. Dieses Jahr haben die Valoren mehr als 97% eingebüsst. Allein am Freitag standen sie nach der Veröffentlichung des Halbjahresberichts zeitweise 14% im Minus.

Drastischer Verlust

Marktbeobachter erwarteten zwar ein schlechtes Ergebnis. Allerdings überraschte die Höhe des Verlusts dann doch. Das operative Ergebnis auf Stufe Ebitda fiel mit einem Minus von 123,5 Mio. Fr. deutlich tiefer aus als die im Konsens erwarteten –73,9 Mio. Fr. Auf Stufe Ebit stieg der Verlust sogar auf 321,7 Mio. Fr. Das massive Defizit ergab sich aus einem Umsatzeinbruch, deutlich erhöhten Betriebskosten durch die US-Verlagerung und einer Vervielfachung der Sachanlagenabschreibungen von 12,3 Mio. Fr. im Vorjahr auf 197,4 Mio. Fr.

Dem Unternehmen geht das Geld aus, und zwar rasch. Während es Ende Juni über 158,6 Mio. Fr. verfügte, waren es per Ende September noch 83,4 Mio. Fr. Geht der Verbrauch in diesem Tempo weiter, droht Ende Jahr die Insolvenz. Falls der Cash-Verbrauch auf 15 Mio. Fr. pro Monat gedrosselt werden könnte, würde es bis Anfang März reichen. ZKB-Analyst Bernd Laux kommentiert, dass das Überleben von Meyer Burger weiter am seidenen Faden hänge. «Es ist fraglich, ob für den Aktionär noch etwas übrig bleiben wird.»

FuW rät wie schon lange, die Aktien zu verkaufen. Selbst wenn Meyer Burger gerettet würde, ist derzeit nicht ersichtlich, wie sie jemals Aktionärswert schaffen könnte.

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Bastian Heiniger ist Redaktor im Ressort Unternehmen und berichtet schwerpunktmässig über Industrieunternehmen und den Bereich Energie.Mehr Infos @bsheiniger

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