PUm die Grausamkeit der Angriffe Israels auf Gaza im vergangenen Jahr ins rechte Licht zu rücken, zögern viele nicht, den Tod Zehntausender Zivilisten, Frauen, Kinder und alter Menschen als solche darzustellen „Kollateralschaden“ die alle Kriege begleiten. Es war zweifellos notwendig, auf die Gräueltaten der Hamas am 7. Oktober 2023 zu reagieren. Vielleicht auch die Beendigung der feindseligen Aktivitäten der Hisbollah im Norden, um die Rückkehr der ins interne Exil gezwungenen Bürger zu ermöglichen. Aber sind diese Massaker überhaupt tolerierbar?
“Völkermord”sagen einige. „Ethnische Säuberung“beschuldigen die anderen. Die internationale Justiz wird entscheiden. Die Realität der begangenen Schrecken steht außer Zweifel. Fügen wir hinzu, dass der israelische Nationalroman die Nakba, die Vertreibung der Palästinenser aus ihrem Land im Jahr 1948, ignoriert: Die Araber wären allein für ihr Unglück verantwortlich, nachdem sie 1947 die Teilung Palästinas in zwei unabhängige Staaten abgelehnt hatten verließen sich selbst ihr Land. Am Anfang war Verleugnung. Er könnte durchaus weitermachen.
Der Staat Israel beherbergte sicherlich Tausende von Holocaust-Überlebenden, was dazu beitrug, seinen Status heilig zu machen. Aber die Palästinenser hatten mit dieser Tragödie nichts zu tun. Dennoch wurde ihre Verunglimpfung zur Regel. Bei den Geflohenen handelte es sich um schwache Menschen, die man vergessen konnte und deren Häuser man bewohnen und deren Land man bewirtschaften konnte. Das Schicksal der Palästinenser, die innerhalb der Grenzen Israels blieben, war nur scheinbar besser: Sie wurden nie als gleichwertig mit jüdischen Israelis angesehen oder behandelt.
Wir hier, sie dort
Das bald besetzte Westjordanland und der Gazastreifen wurden zu einem Reservoir billiger, ausgebeuteter und verachteter Arbeitskräfte. In diesem Zusammenhang ist es nicht verwunderlich, dass die israelischen Sicherheitskräfte die Handlungsfähigkeit ihres kolonisierten Volkes unterschätzten und von den Anschlägen vom 7. Oktober überrascht wurden. Sie waren ohnehin woanders beschäftigt: dem Schutz israelischer Siedler im Westjordanland.
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Und dann waren da noch die Mauern, die Barrieren. Waren wir nicht in Sicherheit? Wir hier, sie dort. Mauern schützen leider nicht so viel, wie wir es uns vorstellen. Trennung beseitigt den Hass nicht. Im Gegenteil. Die Anschläge vom 7. Oktober fanden ihren Treibstoff in diesem Hass auf die Juden, auf die Israelis, auf diese Menschen auf der anderen Seite, diese Herren der Kontrollpunkte, Plünderer, Unterdrücker und Gefängniswärter zugleich. Auf israelischer Seite hat der alte Hass auf die Palästinenser im vergangenen Jahr natürlich einen Höhepunkt erreicht.
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