Stand: 28.11.2024, 13:31 Uhr
Von: Patrick Freiwah
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KTM steckt in großen Schwierigkeiten. Ein Insolvenzverfahren inklusive Stellenabbau sollen den Motorradhersteller aus Österreich vor der endgültigen Pleite retten.
Mattighofen/München – Die Wirtschaftskrise hat auch Europas größten Motorradhersteller erfasst. Die in Schwierigkeiten geratene KTM AG plant, ein Sanierungsverfahren in die Wege zu leiten. Das in Österreich ansässige Unternehmen steht derzeit offenbar mit einem hohen dreistelligen Millionenbetrag in der Kreide.
KTM insolvent: Management plant Gesundschrumpfung – Produktion soll gedrosselt werden
In diesem Zusammenhang äußerte das Management die Befürchtung, „dass es nicht gelingen wird, die notwendige Zwischenfinanzierung zeitgerecht sicherzustellen“, so die Aussage der Muttergesellschaft Pierer Mobility AG.
KTM wird den Angaben zufolge ein gerichtlich überwachtes Sanierungsverfahren in Eigenregie beantragen. Die Produktion soll in den nächsten zwei Jahren gedrosselt werden, um den Warenbestand zu verringern und die langfristige Existenz der KTM-Gruppe zu gewährleisten.
Motorradhersteller KTM insolvent und betreibt Stellenabbau in Österreich
Als Antwort auf die gesunkene Nachfrage kündigte KTM kürzlich bereits an, die Produktion herunterzufahren. Etwa 300 Arbeitsplätze sollen bis Anfang 2025 gestrichen werden, ein Teil davon wird offenbar nach Indien und China verlagert.
Die Produktion des Motorrad-Herstellers, der auch durch sein Rennsport-Engagement Bekanntheit erlangte, soll von Weihnachten bis Ende Februar ruhen. Bereits in diesem Jahr wurden 700 Arbeitsplätze abgebaut. Derzeit beschäftigt KTM in Österreich laut der Deutschen Presse-Agentur (dpa) rund 5000 Mitarbeiter.
KTM ist zahlungsunfähig – Gehälter und Weihnachtsgeld fraglich?
Nach Angaben der Berliner Morgenpost „brennt es bereits lichterloh” bei einem der wichtigsten Arbeitgeber Oberösterreichs. Dem Bericht zufolge sei es aktuell unsicher, ob die insolvente Motorradsparte überhaupt die Gehälter für November sowie das geplante Weihnachtsgeld ausbezahlen könne.
KTM ist ein Unternehmen des Motorrad-Investors Pierer, der ein europäisches Restrukturierungsverfahren beginnen möchte. Dieses Verfahren betrifft nur bestimmte Gläubiger, während die restlichen Verbindlichkeiten wie vereinbart beglichen werden.
KTM ist ein Flaggschiff Österreichs – letzte Neustrukturierung im Jahr 1992
Im Bereich Mobilität ist KTM eines der traditionellen Flaggschiffe Österreichs: Seit 1953 werden am Firmensitz in Mattighofen Motorräder produziert. In seiner aktuellen Form existiert der Betrieb seit 1992, nachdem ein Jahr zuvor bereits Insolvenz angemeldet wurde.
Es folgte die Aufteilung in vier Sparten – bei der Sparte Motorräder inklusive Tochterunternehmen sind offenbar rund 3400 Beschäftigte angesiedelt. Der Vorstandsvorsitzende Stefan Pierer gehört zu den reichsten Personen des Landes.
Nach Jahren des Aufschwungs gibt es bei der Dachorganisation im Jahr 2024 eine beunruhigende Trendwende: Wie der Standard erläutert, ist der Umsatz im ersten Halbjahr um 21 Prozent auf 1,47 Milliarden Euro eingebrochen. Aus einem Vorjahresgewinn in Höhe von 127 Millionen Euro in der entsprechenden Periode ist aktuell ein Verlust von 181 Millionen Euro geworden.
Hat sich KTM mit der Erweiterung des Markensortiments übernommen?
Seit wenigen Jahren kämpft KTM mit strukturellen Standortproblemen, basierend auf hohen Produktionskosten und einer erstarkten Konkurrenz aus Asien, insbesondere auch aus China. Andererseits produziert das Unternehmen mittlerweile selbst zahlreiche Modelle für den Weltmarkt in Indien und der Volksrepublik, aufgrund der besseren Produktionsbedingungen.
Auch die Motorradmarken Husqvarna (Schweden), Gasgas (Spanien) sowie Agusta (Italien, seit Frühjahr 2024) befinden sich mittlerweile unter dem Dach der Pierer Mobility AG. (PF)