Die SBB und der Flughafen Zürich haben ein Problem mit Rauchern

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Ein Passagier mit einer Zigarette in der Hand. Bild: Dr

Der größte Flughafen der Schweiz hat neue Raucherbereiche eröffnet. Die Lungenliga steht dieser Maßnahme, die auch die CFF betrifft, kritisch gegenüber.

Benjamin Weinmann / ch media

Wer die Schweiz zum ersten Mal entdeckt, wird sich bestimmt auf die reine Bergluft freuen. Doch bei ihrer Ankunft am Flughafen Zürich droht ihnen eine Enttäuschung. Oft begrüßen Rauchwolken Reisende, sobald sich die Schiebetüren des Ankunftsbereichs öffnen.

„Ich huste jedes Mal und bin schockiert, dass es in der Schweiz keine strengeren Rauchgesetze gibt“

Ein Amerikaner, der oft in die Schweiz reist

Tatsächlich beginnen Raucherbereiche oft direkt neben den Ein- und Ausgängen des Terminals. Aber die am Boden gezogenen Grenzen wirken nicht in der Luft. Und wie ein Besuch vor Ort in dieser Woche zeigt, werden selbst Sperrgebiete nicht immer eingehalten.

Ein Nichtraucherbereich am Flughafen Zürich.

16 Raucherbereiche

Vor einigen Wochen hat der Flughafen zwei Raucherbereiche in den Ankunftshallen eröffnet. Sprecherin Andrea Bärwalde deutet an, dass er auf die Bedürfnisse von Passagieren Rücksicht nehmen will, die durch Raucher belästigt werden:

„Idealerweise sollten wir daher direkt am Ein- und Ausgang unserer Gebäude nicht rauchen“

Andrea Bärwalde, Sprecherin des Flughafens Zürich

Derzeit verfügt der Flughafen über 16 Raucherbereiche. Hierbei handelt es sich in der Regel um belüftete Räume mit Glastüren, die sich in der Mitte der Terminals befinden und in denen der Konsum von Zigaretten gestattet ist.

Rauchen am Flughafen Zürich

Ein Raucherbereich am Flughafen Zürich. Bild: Shutterstock

Mit Ausnahme der beiden neuen Raucherräume werden alle anderen von Tabakherstellern gesponsert, die sie selbst bauen können. Andrea Bärwalde macht keine Angaben dazu, ob es sich bei der Kooperation nur um die Kostendeckung handelt oder ob der Flughafen durch die Werbeverträge einen Gewinn erzielt.

In einem kürzlich geschlossenen Camel-Salon heißt es: „Zum Rauchen nutzen Sie bitte den Außenbereich rechts nach Starbucks, Richtung Taxistand“. Warum werden die beiden neuen Innenräume in den Ankunftshallen nicht erwähnt? „Wir haben uns entschieden, den nächstgelegenen Raucherbereich anzugeben“, erklärt der Sprecher.

Raucherräume sind nicht ohne Risiken

Laut einer Studie des US-Gesundheitsministeriums aus dem Jahr 2017 waren 46 % der größten Flughäfen der Welt rauchfrei. Der Bericht, der die Aufmerksamkeit der Luftfahrtindustrie auf sich gezogen hat, weist darauf hin, dass sich Rauch von Raucherbereichen, ob im Freien oder in Innenräumen, in Nichtraucherbereiche ausbreiten und die Gesundheit von Mitarbeitern und Flughafenpassagieren schädigen kann. Es ist unmöglich, Tabakrauch sicher einzuatmen, weder direkt noch indirekt.

„Die erwähnte Studie ist uns nicht bekannt. Unsere Raucherbereiche sind hinsichtlich der Belüftung perfekt ausgestattet und geschlossen.“

Andrea Bärwalde, Sprecherin des Flughafens Zürich

Dennoch ist die Situation am Flughafen Zürich für die Lungenliga nicht zufriedenstellend. Der Verein vertritt die Interessen von Menschen, die an Atemwegsbehinderungen, Lungenerkrankungen oder Tuberkulose leiden. Claudia Künzli, Leiterin des Bereichs Prävention innerhalb der Organisation, erklärt:

„Raucherbereiche sollten deutlich weiter von den Eingängen entfernt liegen, damit andere Passagiere nicht unter Passivrauch leiden müssen“

Claudia Künzli, Leiterin des Bereichs Prävention

„Passivrauch ist schädlich“

Der Experte kritisiert außerdem die gut sichtbare Lage von Raucherbereichen. Dies würde darauf hindeuten, dass Rauchen die Norm ist. Das Gegenteil ist jedoch der Fall: „76 % der Schweizer Bevölkerung rauchen nicht“. Sie betont, dass es sich um weit mehr als eine „einfache Geruchsbelästigung“ handele.

„Passivrauch ist schädlich, weil er fast die gleichen giftigen und krebserregenden Stoffe enthält wie Tabakrauch. Auch wenn die Schadstoffkonzentration im Freien geringer ist, schadet sie unserer Gesundheit weiterhin.

Claudia Künzli steht der Idee, die Expertise der Lungenliga dem Flughafen zur Verfügung zu stellen, aufgeschlossen gegenüber: „Wir suchen gerne mit den Verantwortlichen nach besseren Lösungen.“ Es bleibt abzuwarten, ob der Flughafen das Bedürfnis verspürt. Laut Andrea Bärwalde gab es in den letzten zwei Jahren lediglich zwei Beschwerden.

Rauchen am Flughafen Zürich

Ein Raucher am Flughafen Zürich. Bild: Shutterstock

Auch die CFF ist besorgt

Die Raucherdebatte beschränkt sich nicht nur auf den Flughafen. Claudia Künzli erinnert sich, dass die Lungenliga in den letzten Jahren immer wieder Kontakte mit der CFF hatte, weil Reisende beschweren sich regelmäßig über die Belastung durch Passivrauch in Bahnhöfen.

„Diese Beschwerden haben nicht aufgehört, auch nachdem die SBB definierte Raucherzonen auf den Bahnsteigen eingeführt hat“

Der Präventionsexperte spricht von einer „halben Sache“, einerseits weil Raucher diese speziellen Zonen nicht respektieren würden und andererseits, weil Passivrauchen diese Grenzwerte überschreiten würde.

„Im Vergleich zu den Nachbarländern hinken wir hinterher“

„Das Gleiche sehen wir auch in Sportstadien“, sagt Claudia Künzli. „Im Interesse ihrer gefährdeten Fans, die uns häufig kontaktieren, fordern wir die Stadionbetreiber regelmäßig auf, ihre Anlagen komplett rauchfrei zu machen. Leider bisher ohne Erfolg.

Die gemeinnützige Organisation setzt sich auch für andere rauchfreie Zonen ein, etwa an Bus- und Straßenbahnhaltestellen oder auf Restaurantterrassen, die Berichten zufolge immer wieder Gegenstand von Beschwerden sind. „Im Vergleich zu den Nachbarländern hinken wir hinterher“, beklagt Claudia Künzli.

„Das Bundesgesetz zum Schutz vor Passivrauchen wurde 2010 eingeführt und seitdem nie an die neue gesellschaftliche Entwicklung angepasst.“

Künzli

Der ÖV-Gewerkschaft hat 2018 beschlossen, schweizweit „rauchfreie Bahnhöfe mit Raucherbereichen auf Bahnsteigen“ einzuführen. Mit dieser Maßnahme sollte die Aufenthaltsqualität der Gäste durch mehr Sauberkeit und einen angenehmeren Geruch verbessert werden.

Rauchen am Flughafen Zürich

Rauchverbotsschild.Bild: Shutterstock

Doch die zahlreichen Verbotsschilder – am Boden, an Pfosten oder Wänden – werden nicht von allen Reisenden ernst genommen. Davon zeugen die zahlreichen Zigarettenkippen am Boden. Und manchmal steht trotz Verbotsschild ein paar Schritte entfernt ein Aschenbecher.

Ein strengeres Gesetz in Genf

CFF-Sprecherin Fabienne Wittwer sagt jedoch:

„Die überwiegende Mehrheit der Raucher respektiert die Spielregeln“

Reisende, die sich nicht an die Rauchverbotsvorschriften halten, werden angesprochen und auf die ausgewiesenen Raucherbereiche auf den Bahnsteigen oder in der Nähe der Zugänge hingewiesen, erklärt Fabienne Wittwer. Allerdings führen die SBB «keine Fallzahlenstatistik». Das negative Feedback der Kunden hält sich weiterhin in Grenzen.

Aus Sicht der Lungenliga besteht dennoch Hoffnung auf einen stärkeren Nichtraucherschutz. Als Beweis führte der Kanton Genf Anfang dieses Jahres an ein Rauchverbot an öffentlichen Orten im Freienwie Bushaltestellen, Spielplätze und Schulen. Die Nichteinhaltung dieses Verbots wird mit einer Busse von bis zu 1000 Franken geahndet..

„Hoffen wir, dass dieses Beispiel bald schweizweit zum Lehrstück wird“

Claudia Künzli

Aus dem Deutschen übersetzt von Anne Castella

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Dieses Flugzeug hatte eine spektakuläre Landung

Video: watson

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