Um auf strategische und technologische Herausforderungen zu reagieren, startet die Europäische Union Iris2. Diese Satellitenkonstellation soll eine sichere Konnektivität gewährleisten, die europäische Souveränität stärken und gleichzeitig eine Alternative zu Starlink darstellen.
Ein sicheres Internet-Netzwerk für Europa
Angesichts der Dominanz amerikanischer Konstellationen wie Starlink von SpaceX und Kuiper von Amazon setzt die Europäische Union auf ihre eigene Satelliteninfrastruktur. Dieses ehrgeizige Programm mit dem Namen Iris2 zielt darauf ab, eine sichere Konnektivität zu Mitgliedstaaten, Armeen, Unternehmen und europäischen Bürgern zu gewährleisten. Dieses mit einem Gesamtbudget von 10,6 Milliarden Euro ins Leben gerufene Projekt bringt große Industrieakteure wie Eutelsat, SES und Hispasat zusammen.
Iris2 bricht mit bestehenden Modellen und bietet eine Multi-Orbit-Infrastruktur. Es wird rund 300 Satelliten vereinen, die auf drei Umlaufbahnebenen verteilt sind: niedrig, mittel und geostationär. Diese Konfiguration ermöglicht es, den Konnektivitätsbedarf auch in isolierten oder schwer zugänglichen Bereichen effektiv abzudecken. Darüber hinaus werden die Daten ausschließlich in Europa gespeichert, wodurch die Informationssicherheit gestärkt wird.
Infrastruktur für Resilienz und Innovation
Europa lernt seine Lehren aus dem Krieg in der Ukraine, wo Starlink eine entscheidende Rolle bei der Gewährleistung der Konnektivität für Streitkräfte und Bürger spielte. Diese Situation hat die Risiken der Abhängigkeit von ausländischen Betreibern deutlich gemacht. Damit stärkt Iris2 die europäische Souveränität und bietet gleichzeitig eine Backup-Lösung für den Fall einer Störung terrestrischer Netze.
Darüber hinaus eröffnet diese Konstellation den Weg zu fortschrittlichen technologischen Dienstleistungen. Zu den zivilen Anwendungen gehören autonome Fahrzeuge, Telechirurgie und intelligente Transportmittel. Iris2 wird die erste Konstellation sein, die mit den 5G-Standards kompatibel ist und modernste Kryptografielösungen zur Abwehr von Cyberangriffen umfasst. Dieser Aspekt ist in einem Kontext, in dem elektronische und computergestützte Bedrohungen zunehmen, von entscheidender Bedeutung.
Europäische industrielle Zusammenarbeit
Das Iris2-Programm basiert auf einer engen Zusammenarbeit zwischen europäischen Industrieakteuren. Eutelsat spielt eine zentrale Rolle als technischer Direktor, während SES und Hispasat die administrative Leitung bzw. das Bodensegment übernehmen. Weitere Partner wie Airbus Defence and Space, Thales Alenia Space und die Deutsche Telekom werden zum Design und Einsatz der Satelliten beitragen.
Erste Ausschreibungen zur Organisation des Baus von Satelliten und der dazugehörigen Infrastruktur wurden bereits gestartet. Der Wettbewerb wird auf Kompetenz und Wettbewerbsfähigkeit basieren und mit den geografischen Rückkehrregeln brechen, die traditionell von der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) angewendet werden.
Ein ehrgeiziger Zeitplan
Trotz seines Potenzials muss Iris2 noch mehrere Phasen durchlaufen, bevor es in Betrieb genommen werden kann. Die Entwicklungsphase wird bis 2028 andauern, ab 2029 folgt der Start der ersten Satelliten. Konnektivitätsdienste werden erst zwischen 2030 und 2031 vollständig verfügbar sein. Diese Verzögerung erklärt sich aus der Notwendigkeit, noch unausgereifte Technologien wie aktive Antennen und Terminals zu entwickeln, die mit 5G und 6G kompatibel sind.
In der Zwischenzeit schlägt die Europäische Union ein Übergangsprogramm, GovSatCom, ab 2025 vor. Diese Initiative wird sich auf bestehende Militärsatelliten mehrerer europäischer Länder stützen, um einen sicheren Dienst anzubieten.
Eine Chance für die Raumfahrt Europa
Iris2 ist mehr als ein technologisches Projekt. Es stellt eine große Chance dar, die europäische Raumfahrtindustrie zu stärken und Tausende von Arbeitsplätzen zu schaffen. Das Programm könnte auch der Ariane 6, der angeschlagenen europäischen Trägerrakete, neues Leben einhauchen.
Indem die Europäische Union auf ehrgeizige Zusammenarbeit und Spitzentechnologien setzt, zeigt sie deutlich ihre Absicht, mit globalen Akteuren zu konkurrieren. Mit Iris2 bekräftigt Europa seinen Wunsch, seine vernetzte Zukunft zu kontrollieren und gleichzeitig seine Sicherheit und digitale Souveränität zu gewährleisten.
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