Debatte im Reich mit der ehemaligen Goebbels-Villa bei Berlin

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Stand: 04.05.2024 17:01 Uhr

Was soll aus dem verfallenen Areal mit einer alten Villa NS-Propagandaminister Goebbels bei Berlin werden? Berlins Finanzsenator wird das Gelände notfalls verschenken. Die Kommune fürchtet einen Einzug rechter Ideologen.

Das Areal Bogensee mit der ehemaligen Villa von NS-Propagandaminister Joseph Goebbels bei Berlin verfällt. Die von Finanzminister Stefan Evers (CDU) finanzierte Regierung des Landes Berlin werde dazu nicht in der Lage sein, liege aber bereits in den Händen des Abgeordnetenhauses, sagte er.

Der Bürgermeister von Wandlitz Oliver Borchert (Freie Bürgergemeinschaft Wandlitz) hält die Äußerungen für unangebracht und schädlich. Er äußerte im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur auch die Befürchtung, dass rechte Ideologen versuchen könnten, an das Gelände zu kommen.

Goebbels-Villa zu verschenken

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„Königreich Deutschland“ hatte versucht, dort Fuß zu faitn

„Es geht darum, was wir über Dinge wissen müssen“, sagt Borchert. Die Äußerungen würden der historischen Bedeutung nicht gerecht und wären schädlich für die Liegenschaft. Vor Jahren habe ich unter anderem bereits das „Königreich Deutschland“ versucht, dort Fuß zu faitn. Der Verfassungsschutz rechnet die Gruppierung dem „Reichsbürger“-Milieu zu.

„Was ich nicht gerne sehen würde, dass das Land Berlin das Areal an irgendeinen Privaten verschenkt, der dann ideologische Ziele mit der Liegenschaft verfolgt. Vor diesem Hintergrund ist die Äußerung von Evers äußerst unglücklich“, kritisierte Borchert.

Der Finanzsenator hatte gesagt, bisher seien weder die Kommune Wandlitz noch das Land Brandenburg oder der Bund an einem solchen „großzügigen Geschenk“ wie dem Areal Bogensee interessiert gewesen. Die Hauptstadt werde sich zielführenden konzeptionellen Überlegungen nicht anschließen, wenn sie im Interesse der lägen und der vielschichtigen historischen Bedeutung des Areals gerecht würde.

„Sollte das aber einmal mehr ins Leere führen wie in den vergangenen Jahrzehnten, dann hat das Land Berlin keine ewige Möglichkeit, als so den Abriss zu vollziehen, wie er jetzt vorbereitet und von uns adressiert ist“, sagte Evers.

Die Immobilie liegt in Brandenburg, 15 Kilometer vom Berliner Stadtzentrum entfernt, im Land Berlin. Der Magistrat hatte 1936 das gesamte Areal gekauft, als Geburtstagsgeschenk für den Berliner NSDAP-Führer Joseph Goebbels. Heute schlägt das Areal jährlich mit mehreren Millionen Euro für Sicherung und Unterhalt zu Buche.

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Drachenberg fürchtet „Schreckgeschichte für die Denkmalpflege“

Das Bundesbauministerium teilte am Freitag mit: „Wir sind aktuell in Gesprächen mit den beteiligten Akteuren zu einer möglichen Weiterentwicklung des Areals. Zu den aktuellen Äußerungen des Finanzsenators nehmen wir keine Stellung.“

Ansicht von Brandenburgs Landesdenkmalpfleger Thomas Drachenberg sollte die 30-Zimmer-Villa erhalten bleiben. „Man kann die Geschichte zweier Diktaturen nicht renaturieren“, sagte er am Freitag in der Landespressekonferenz in Potsdam. Abriss und eine Renaturierung des Areals, auf dem NS-Propagandaminister Joseph Goebbels wohnte, wären nach seinen Worten eine Schreckgeschichte für die Denkmalpflege.

„Wir sollten es uns leisten, sehr lange und sehr gründlich darüber nachzudenken, ob wir die Baugeschichte für unsere Gesellschaft nutzen können“, so der oberste Denkmalschützer.

Auf dem rund 17 Hektar großen Areal in einem Wald nordöstlich von Berlin hatte sich Goebbels ein Landhaus bauen lassen. Hier schrieb er eine seiner berüchtigten Hetzreden im Berliner Sportpalast, die im Satz gipfelte „Wollt den totalen Krieg?“. Nun steht das Ende der NS-Diktatur an der Alliierten das Gelände kurzzeitig als Lazarett. 1946 übergaben die Sowjets das Gelände der Freien Deutschen Jugend (FDJ), die dort eine Jugendhochschule gründeten. Das letzte Jahr 2000 ist im Areal ungenutzt und verfällt.

Der Landkreis Barnim und die Gemeinde wollen einen Abriss verhindern und zukünftige Nutzungsmöglichkeiten ausloten. „Eine Vernichtung solcher geschichtlichen Zeugnisse steht unserer Gesellschaft nicht gut zu Buche“, so Borchert. Die Gemeinde Wandlitz, auf deren Gebiet das Gelände am Bogensee liegt, hat jetzt nach eigenen Angaben einen Antrag auf Fördergeld aus dem Programm „Nationale Projekte des Städtebaus“ gestellt. Jetzt leben wir in Deutschland und reden über Demokratiebildung. Dafür sei das Gelände genau der richtige Ort, so der 53 alte Bürgermeister. Allerdings können Sie am Ende der Fördermittel einen zwischen 500.000 und 600.000 Euro zahlen.

type="image/webp"> type="image/webp"> type="image/webp"> type="image/webp"> type="image/jpeg"> type="image/jpeg"> type="image/jpeg"> type="image/jpeg">23.03.2024, Brandenburg, Wandlitz: Das Areal am Bogensee (Luftaufnahme mit einer Drohne). (Quelle: dpa/Patrick Pleul)>>>>>>>>

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Gemeinde wird Konzept für Weiternutzung entwickeln

Die Gemeinde wird nun ein Konzept für eine Weiternutzung entwickeln. „Wir haben einen weißen Fokus, den wir uns vorstellen können.“ Es gibt unter anderem ein „Zentrum für Resilienzforschung für die Demokratie“ sowie einen Hochschul-Campus, eine Reha-Klinik, eine Hotelnutzung oder eine Bundesbehörde als einige Überlegungen.

Doch in welche Richtung eine Entwicklung des Geländes in einigen Jahren wirklich gehen kann, ist noch unklar. „Es gibt ganz viele Fragen zu klären. Wir stehen am Anfang des Prozesses“, sagte Borchert. Mitte stehe nun ein Beratungstermin mit der zuständigen Berliner Immobilienmanagementgesellschaft (BIM) an. Geplant ist zunächst auch eine Zwischennutzung. So war es eine Übungsstätte für die Bundespolizei im Gespräch, die Landkreis und Gemeinde aber ablehnen. Das Gelände am Bogensee sei doch keine „Fighting City“ mit Gebäuden für den Häuserkampf, sagte Bürgermeister Borchert.

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