Der Berner SVP-Politiker Werner Martignoni ist im Alter von 97 Jahren gestorben. Der ehemalige Ständerat und Nationalrat war Kandidat für den Bundesrat. Im Berner Regierungsrat hatte er insbesondere die Leitung der Verhandlungen über die Gütertrennung mit dem neuen Kanton Jura zu übernehmen.
Seine Tochter wurde am Freitag von der Nachrichtenagentur Keystone-ATS kontaktiert und bestätigte die Informationen der Tamedia-Zeitungen. Werner Martignoni verließ diese Welt freiwillig in seinem Zuhause, in einem Vorort von Bern, im Kreise seiner Frau und im Beisein seiner Lieben. Er litt unter körperlichen Gebrechen.
Im Laufe seiner Karriere bekleidete der NZZ-Ökonom und Journalist Positionen für die UDC auf lokaler, kantonaler und nationaler Ebene: 1965 Präsident der Gemeinde Muri, 1966 Wahl in den Grossen Rat, acht Jahre später Wahl in die Kantonsregierung, dann Fünf Jahre später erneut der Nationalrat.
Kandidat für den Bundesrat
In seiner politischen Arbeit war der Jurakonflikt ein zentrales Thema. Als Präsident der Delegation des Staatsrates für den Jura und Finanzdirektor leitete er die Verhandlungen mit dem neuen Kanton über die Eigentumsverteilung, die schliesslich zu einem Konkordat führten.
1979 nominierte die Berner SVP Werner Martignoni als Kandidaten für den Bundesrat als Nachfolger von Rudolf Gnägi. Doch die Bundesversammlung gab dem Bündner Staatsrat und Preisüberwacher Leon Schlumpf den Vorzug. Zum ersten Mal seit der Gründung des Bundesstaates war der Kanton Bern nicht mehr in der Schweizer Regierung vertreten.
Geheime Zahlungsaffäre
Die Karriere des Berner Politikers endete im Rhythmus der Wirtschaft, auch jener der Schwarzkassen in der Jura-Frage, in der er an vorderster Front stand. Die Affäre um den Missbrauch von Lotteriegeldern durch die Berner Regierung erschütterte den Kanton jahrelang. Statt wie gesetzlich vorgeschrieben für gemeinnützige oder wohltätige Zwecke verwendet zu werden, flossen diese Mittel insbesondere an die pro-bernischen Bewegungen im Laufonnais und im Berner Jura.
Wenig später hatte die Affäre um geheime Zahlungen an Regierungsparteien für Werner Martignoni strafrechtliche Folgen. Er wurde 1989 vom Obergericht des Kantons wegen Anstiftung zur Untreue zu drei Monaten Gefängnis verurteilt.
Nach seinem Rückzug aus der Politik begann Martignoni mit dem Schreiben. Er übersetzte Werke der Weltliteratur wie Goethes Faust und Ibsens Peer Gynt ins Bernische.
ats/hkr
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