Saint-Girons. Die mathematische Poesie von Grothendieck erforscht Hervé Nisic in einem Dokumentarfilm

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In der stillen Stille des dunklen Raumes erleuchtet die Leinwand und lädt die zahlreichen Zuschauer ein, in das Geheimnis eines außergewöhnlichen Lebens einzudringen. Mit „L’espace d’un homme“ bietet Regisseur Hervé Nisic weit mehr als ein einfaches dokumentarisches Porträt. Er entfaltet eine Leinwand, auf der jeder Faden – Mathematik, Aktivismus, Spiritualität – ein einzigartiges Werk webt, wie Alexandre Grothendieck, dieser einsame Riese aus Zahlen und Sternen.

„Ich habe 2008 von Grothendieck gehört. Der Regisseur, der ich bin, ist auch ein Geschichtenerzähler, und dieser außergewöhnliche Charakter faszinierte mich. Er wirkte wie ein entfernter Stern, brillant, aber schwer fassbar, und weckte in mir den Wunsch, ihn zu verstehen.“ So beginnt Hervé Nisics Reise, eine Reise, die sowohl dokumentarisch als auch intim ist, bei der der Blick des Regisseurs die menschliche Landschaft ebenso untersucht wie das Schweigen einer Seele auf der Suche nach dem Absoluten.

Wie fängt man das Wesen eines solchen Mannes ein? Durch Zeugnisse von Verwandten, Mathematikern und ehemaligen Reisebegleitern enthüllt Nisic die vielen Facetten von Alexandre Grothendieck. Als mathematisches Genie definierte er mit seinen weitreichenden und leuchtenden Ideen die Konturen seiner neu. Jean-Pierre Bourguignon erzählt voller Bewunderung: „Während seiner Seminare entstanden Ideen wie Sternschnuppen. Er baute ein mathematisches Gebäude, das in der Lage war, das zu lösen, woran andere nicht einmal zu denken wagten.“

Doch darüber hinaus offenbart der Mathematiker einen radikalen Menschen. Er lehnt den Crafoord-Preis ab und lehnt die Militarisierung der Forschung ab. Er ist ein Pfadfinder, der sowohl rebellisch als auch hell ist. Hervé Nisic untersucht bescheiden dieses leidenschaftliche Engagement, veranschaulicht durch die ergreifende Episode von Larzac oder seinen Kampf gegen verlassene radioaktive Fässer. „Er war von einem sanften Zorn erfüllt, dem des Mannes, der vor dem Leid der Welt nicht die Augen verschließen kann.“

Dieser Dokumentarfilm, ein wahres visuelles Gedicht, entführt uns nach Lasserre, einem friedlichen Dorf in Ariège, wo Grothendieck sich für die letzten 23 Jahre seines Lebens zurückzog. Nisic trifft in einem Moment reiner Synchronität auf den Mann, der zur Legende geworden ist. „Er erzählte mir, dass er weiterhin viel größere Gebiete erkundete. Allein dieser Satz bringt sein Wesen auf den Punkt: immer in Bewegung, jenseits des sichtbaren Horizonts.“

Die ersten Bilder des Films führen uns zurück in seine von Exil und Schmerz geprägte Kindheit. Der in seiner Kindheit zurückgelegte Waldweg, der das Lager Rieucros in der Lozère mit der Schule verband, symbolisiert seinen Weg: ein steiler Pfad, dunkel, der aber zum Licht führt.

Der großartig konstruierte Film zeigt die Reise eines Mannes, der die Natur und Spiritualität liebt, ein wissenschaftlicher Pionier, aber auch ein Moralsucher, der die Menschheit liebt. Während der Debatte im Anschluss an den Film bezeugten viele Zuschauer, darunter auch seine bei dieser Vorführung anwesende Tochter Johanna, die berührende Einfachheit dieses manchmal missverstandenen Genies.

Er kam, um sein Leben in Couserans zu beenden, inspiriert von der erhaltenen Umgebung einer Natur, von der er wusste, dass sie lebendig war. In dieser ersehnten Isolation, einem Zufluchtsort, den er sich selbst geschaffen hatte, fand er die Ruhe, der diskreten Symphonie der Bäume und der Sterne zu lauschen.

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