Dies ist die Menge an Strom, die zum Schürfen von Bitcoins benötigt wird

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Bitcoins verbrauchen riesige Mengen Strom und dieser Wert steigt jedes Jahr. Aus welchen Gründen und was ist mit der Schweiz?

Ann-Kathrin Amstutz / ch media

Es ist eine digitale Schatzsuche: Millionen Computer auf der ganzen Welt sind am Bitcoin-Mining beteiligt. Der Prozess verbraucht eine große Menge Strom. Eine neue Studie und ein Computer der Universität Cambridge zeigen, wie viel Strom es in der Schweiz und auf der Welt gibt und vor allem, was man mit so viel Strom sonst noch machen könnte.

Laut „Cambridge Bitcoin Electricity Consumption Index“ belief sich der weltweite Stromverbrauch für Bitcoin im vergangenen Jahr auf 121 Terawattstunden (TWh). Zum Vergleich: Das ist mehr als das Doppelte des Schweizer Stromverbrauchs, den das Bundesamt für Energie im Jahr 2023 auf 56 TWh errechnet hat.

Dies entspricht dem 15-fachen der jährlichen Stromproduktion des Kernkraftwerks Gösgen.

Eine kürzlich veröffentlichte Studie der Plattform Bestbrokers, die verschiedene Online-Broker insbesondere im Bereich Kryptographie bewertet und vergleicht, schätzt den aktuellen Jahresverbrauch auf ein noch höheres Niveau, nämlich 140 TWh.

Und in der Schweiz?

Lediglich 0,03 % der für Bitcoin benötigten Rechenleistung werden in der Schweiz bereitgestellt. Wie die Spezialisten von Bestbrokers exklusiv berechnet haben, Dies stellt in absoluten Zahlen immer noch eine beachtliche Strommenge dar, nämlich 42,25 Gigawattstunden (GWh) pro Jahr. Dies entspricht dem jährlichen Stromverbrauch von rund 9.000 Schweizer Haushalten.

So könnten bis Ende 2023 alle reinen Elektroautos in der Schweiz (rund 155.000) drei- bis viermal aufgeladen werden, wie Bestbrokers anmerkt.

Der Anteil der Schweiz ist vergleichsweise gering. Dies liegt vermutlich daran, dass die Strompreise im internationalen Vergleich recht hoch sind. Wie Roland Brüniger, Leiter des Forschungsprogramms Stromtechnologie beim Bundesamt für Energie (Ofen), erklärt, ist das Bitcoin-Mining stark „markt- und kostenorientiert, also dort, wo die Stromkosten am niedrigsten sind».

Kein Rückgang in Sicht

Obwohl Computer und Chips immer leistungsfähiger und effizienter werden, sinkt der Gesamtstromverbrauch für Bitcoin nicht. Im Gegenteil, sie nimmt von Jahr zu Jahr zu, wie die Daten des Cambridge Index zeigen.

Basierend auf Daten bis Mai wird erwartet, dass der Verbrauch im Jahr 2024 im Vergleich zum Vorjahr um 39 % steigen wird.

Warum braucht Bitcoin immer mehr Energie? Die Ursache liegt in der Technologie. Wie jede Währung muss Bitcoin geschützt werden, um zu verhindern, dass Geld manipuliert und einfach in beliebiger Menge geschaffen wird. Bei traditionellen Währungen wie dem Franken, dem Euro oder dem Dollar obliegt diese Aufgabe einer Zentralbank. Sie ist es, die die Währung verwaltet und sichert.

Im Fall von Bitcoin gibt es keine solche zentrale Kontrollinstanz. Vielmehr werden alle Informationen in einem dezentralen Netzwerk gespeichert. Um Fehler und Verfälschungen bei Transaktionen, aber auch beim Schürfen neuer Bitcoins zu vermeiden, sind komplizierte mathematische Prozesse erforderlich. Und der Bitcoin ist besonders energieintensiv.

Die Datenbank, die es ermöglicht, jede Transaktion zu verfolgen, nennen wir Blockchain. Wie der Name schon sagt, besteht es aus einer Reihe von Datenblöcken oder -paketen. Es wird auf allen Computern gespeichert, die Teil des Bitcoin-Netzwerks sind. Eine Manipulation ist daher nahezu unmöglich.

Wenn jemand einen Transaktionsauftrag erteilt, werden die entsprechenden Daten wie Betrag und Empfänger verschlüsselt und in einen Block gepackt. Alle Blockchain-Teilnehmer erhalten eine Kopie. Sie müssen dann überprüfen, ob alles korrekt ist, bevor sie den neuen Block zur Kette hinzufügen.

Erhöhung der Rechenleistung

Wie funktioniert die Verifizierung? Bitcoin verwendet die sogenannte „Proof-of-Work“-Methode. Dies ist ein Wettbewerb, bei dem Sie ein komplexes mathematisches Rätsel lösen müssen, um die Transaktion zu bestätigen. Wer am schnellsten dort ankommt, erhält eine Bitcoin-Belohnung.

Manche schließen sich auch in Gruppen, sogenannten „Mining-Pools“, zusammen, um ihre Rechenleistung zu bündeln und ihre Chancen zu erhöhen.

Dies führte zu einem regelrechten Wettrüsten unter den Goldsuchern. Um bei der Lösung mathematischer Rätsel konkurrenzfähig zu sein, werden immer leistungsfähigere Computer benötigt.. Gleichzeitig steigt mit der zunehmenden Zahl der „Miner“ und der Steigerung der Rechenleistung auch der Schwierigkeitsgrad des Rätsels. Tatsächlich muss die durchschnittliche Zeit, die „Miner“ benötigen, um die Lösung zu finden, immer gleich bleiben. All diese Faktoren erhöhen den Energieverbrauch.

Zudem ist der Preis für Bitcoin seit Jahresbeginn regelrecht explodiert. Vor drei Monaten erreichte er sein Allzeithoch von rund 73.700 US-Dollar. Je teurer Bitcoin ist, desto interessanter ist es, am Wettbewerb teilzunehmen. Wie Bestbrokers schreibt, beteiligen sich immer mehr „Miner“ daran. Die Plattform prognostiziert, dass die weltweit genutzte Rechenleistung im Jahr 2024 um 20 % steigen wird.

Das Gebiet verteidigt

Die Kryptobranche wehrt sich gegen den Vorwurf der Energieverschwendung. Ein Großteil des für Bitcoins verwendeten Stroms stammt aus erneuerbaren Quellen – oft handelt es sich um Energie, die sonst nicht genutzt würde, wie etwa überschüssige Wasserkraft während der Regenzeit in China.

Und im Jahr 2022 ergab eine Studie des Krypto-Beratungsunternehmens Valuechain, dass der Bankensektor weitaus mehr Energie verbraucht als Bitcoin, wenn man den Bedarf für die Geldverdienung, den Geldtransport und die physische Bankinfrastruktur berücksichtigt. Dieser Vergleich ist allerdings etwas lahm, denn anders als Bitcoin erfüllen Banken einen wirtschaftlichen Auftrag.

Darüber hinaus sind nicht alle digitalen Währungen so energieintensiv wie Bitcoin. Viele aktuelle Kryptowährungen setzen zunehmend auf alternative Technologien. Auch die zweitgrößte Kryptowährung Ethereum hat es durchlaufen: den „Proof-of-Stake“-Prozess. Laut einer Studie der ETH Zürich im Auftrag des Bundesamts für Energie Diese Methode erfordert tausendmal weniger Energie als die „Proof-of-Work“-Methode.

Um einen neuen Block hinzuzufügen, müssen Benutzer einen bestimmten Geldbetrag in der Kryptowährung besitzen. Sie hinterlegen ihr Kapital, einen „Einsatz“, als Sicherheit, der im Falle eines Betrugs eingezogen werden könnte. Das bedeutet, dass diejenigen, die viel Geld besitzen und verwenden, eher belohnt werden.

Dies führt zwar zu einer enormen Reduzierung des Energieverbrauchs, bringt aber auch andere Probleme mit sich. Manche kritisieren, dass reiche Investoren bevorzugt werden. Darüber hinaus könnte es zu einer Machtkonzentration in ihren Händen kommen, was dem grundsätzlich dezentralen Charakter von Kryptowährungen widerspricht.

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(Übersetzt und angepasst von Chiara Lecca)

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