Im Genfer Gerichtsgebäude Freispruch für Beethoven

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Im Justizpalast Freispruch für Beethoven

Veröffentlicht: 22.06.2024, 17:33 Uhr Vor 8 Stunden aktualisiert

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Es ist ein Raum, in dem normalerweise eine ganz andere Musik erklingt. Die Schritte von Angeklagten zum Beispiel, von Anwälten, Staatsanwälten und Gerichtsschreibern, die mit besorgter Miene diesen kleinen Winkel der Altstadt durchqueren. Von dieser Welt, die sanktioniert und freispricht, gab es im Gerichtssaal des Palais de Justice fast keine Spuren mehr, als die Räumlichkeiten für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden Musikfestival. Pünktlich um 14 Uhr gab es am Samstag nur diese kleine Erinnerung: Die Walkie-Talkies der „Security – Judicial Power“-Beamten (Aufschrift auf dem Rücken) knisterten und schalteten sich dann endgültig ab, als das Konzert endlich beginnen sollte.

Briefwechsel

Auf der Bühne und vor einem sehr großen Publikum, das den dafür vorgesehenen Raum weit überfüllte, fand ein Orchester seinen Weg, indem es die Notenständer etwas zusammendrückte. Es ist das Genfer Symphonie, eine Einheit, die 2017 aus der Asche des New Geneva Orchestra geboren wurde. Mit dabei sind auch Chefkoch Olivier Pianaro und zwei Schauspieler. Denn es geht sicherlich darum, Partituren zu folgen, aber auch darum, eine Geschichte zu erzählen, die die Autorin Barbara Nichol in ihrem Buch „Beethoven Lives Upstairs“ („Beethoven lebt oben“, unübersetztes Werk) erdacht hat.

Diese Geschichte folgt dem Briefwechsel zwischen dem 12-jährigen Christophe und seinem Onkel. Der erste erzählt, der zweite erzählt vom täglichen Leben dieser seltsamen Figur, die ein Zimmer im Obergeschoss des Familienhauses gemietet hat. Der betreffende Mann macht viel Lärm, ohne es zu wissen, da er taub ist; Er spielt vier verschiedene Klaviere, deren Beine er ebenfalls absägen ließ, um die Vibrationen auf dem Boden hören zu können. Dieser Mann ist kein anderer als Beethoven. Ein alternder Komponist, der zunächst unsympathisch ist, sich aber mit der Zeit durch Begegnungen mit dem jungen Helden der Geschichte zu einem solchen entwickelt.

Dirigent Olivier Pianaro an der Spitze des Orchesters Symphonia de Genève.

Bonns Genie erhält hier fiktive Konturen, behält aber dennoch das Wesentliche: sein künstlerisches Feuer, das das Orchester immer wieder ins Gedächtnis ruft. So dringen zwischen den gesprochenen Worten Auszüge aus Universalwerken in einem atemberaubenden Spiegelspiel in den Hof ein: die „Fünfte Symphonie“ – die von „Ta-ta-ta-taaaaaa“ –, die „Neunte“, die Sonaten für Klavier ( „Im Mondlicht“…) und andere Partitur-Elemente erinnerten an alles, was Beethoven tat. Und das alles brachte ihm offensichtlich seine Freilassung ein.

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Rocco Zacheo trat 2013 der Redaktion der Tribune de Genève bei; Er beschäftigt sich mit klassischer Musik und Oper und widmet sich ad hoc literarischen Nachrichten und disparaten Kulturereignissen. Zuvor arbeitete er neun Jahre lang für die Zeitung Le Temps und arbeitete mit RTS La Première zusammen. Mehr Informationen

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