Jens Fehlinger wird neuer CEO der Swiss

Jens Fehlinger wird neuer CEO der Swiss
Jens Fehlinger wird neuer CEO der Swiss
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Mit Jens Fehlinger bekommt die Swiss einen neuen CEO gänzlich ohne Schweiz-Bezug. Er ist im Lufthansa-Konzern auf dem Weg nach ganz oben.

Jens Fehlinger übernimmt bei der Swiss die Geschicke.

PD

Das Swiss-Cockpit ist wieder besetzt. Jedenfalls fast. Jens Fehlinger wird den CEO-Posten der Lufthansa-Tochter übernehmen, wie das Unternehmen am Freitag bekanntgab. Allerdings erst am 1. Oktober. Bis dahin wird Heike Birlenbach, seit Anfang Jahr Marketing- und Verkaufschefin bei der Swiss, die Airline ad interim leiten.

Denn in seinem alten Job wird Fehlinger noch gebraucht. Er hat zweieinhalb Jahre lang eine neue Airline aufgebaut: die Lufthansa City Airlines. Sie hatte ihren Erstflug am Mittwoch kurz nach neun Uhr. Es ging von München in die britische Stadt Birmingham. Das Sommergeschäft wird Fehlinger noch leiten, bevor er in die Schweiz kommt.

Die neue Gesellschaft ist ein Kuriosum. Die Lufthansa City Airlines ersetzt die bisherige Lufthansa Cityline. Beide heissen fast gleich und haben denselben Zweck: die zwei grossen Lufthansa-Drehscheiben Frankfurt und München mit Passagieren zu versorgen, damit die dort stationierten Langstreckenmaschinen möglichst gut gefüllt in alle Welt abheben können. Das soll auch wieder mit mehr Inlandflügen gelingen. Diese sind jedoch aus Klimaschutzgründen umstritten.

Ertragsperle der Lufthansa

Vor allem aber will die neue Lufthansa City Airlines mit kompetitiven Preisen in den hart umkämpften Markt der europäischen Kurzstrecke einsteigen. Kritiker von inner- und ausserhalb des Lufthansa-Unternehmens werfen der Airline vor, dies auf Kosten der Mitarbeiter zu tun.

Denn die Angestellten der neuen Airline haben nicht die gleich guten Bedingungen wie diejenigen des Mutterhauses Lufthansa. So gibt es zum Beispiel keinen 13. Monatslohn. Jens Fehlinger sagte im April, dass man sich in Verhandlungen mit den Gewerkschaften befinde.

Womöglich wusste er schon damals, dass er sich nicht mehr damit wird herumschlagen müssen. Der neue Job des aufstrebenden Managers ist nicht mehr in der Welt der Low-Cost-Airlines, sondern bei der Swiss, dem Premiumprodukt und der Ertragsperle des Lufthansa-Konzerns.

Der Posten bei der Swiss gilt bei Lufthansa-Angestellten als sehr beliebt. Hier ist der Kostendruck kleiner, und die Entfaltungsmöglichkeiten sind entsprechend grösser. Die Swiss verfügt dank der treuen, reisebegeisterten und zahlungskräftigen Schweizer Bevölkerung über einen enorm starken Heimmarkt, der stabile Einnahmen garantiert.

Die Airline ist damit eine ideale Zwischenlandung für ambitionierte Lufthansa-Manager auf dem Weg nach ganz oben. Hier können sie beweisen, dass sie wissen, wie man Geld verdient.

Zuletzt flog die Swiss einen Gewinn von 718 Millionen Franken ein – so viel wie noch nie. Die Gewinnmarge liegt deutlich über derjenigen anderer Airlines. Dieter Vranckx, der die Swiss dreieinhalb Jahre führte, wird nun mit einem neuen Posten im Lufthansa-Vorstand belohnt.

Im Gegensatz zu Vranckx, der schon einmal für die Swiss gearbeitet hatte und neben der belgischen auch über die Schweizer Staatsbürgerschaft verfügt, hat Fehlinger zumindest laut Lebenslauf keinerlei Schweiz-Bezug. Mit ihm sind drei der vier Mitglieder in der Swiss-Geschäftsleitung in diesem Jahr neu direkt aus dem Lufthansa-Konzern zur Swiss gestossen.

Pilotenlizenz für den A320

Fehlinger scheint bewusst zu sein, dass er nun möglichst schnell einen Draht zur Schweizer Kundschaft aufbauen muss. Er liess sich am Freitag folgendermassen zitieren: «Die Swissness ist ein wertvolles Gut, das die Swiss einzigartig macht. Es wird meine Aufgabe sein, dafür zu sorgen, dass dieser Wert gepflegt und bewahrt wird.»

Wahrscheinlich ist aber auch, dass er weiterziehen wird, sobald ihn die Lufthansa woanders braucht. So wie seine Vorgänger Christoph Franz, Harry Hohmeister und nun auch Dieter Vranckx, die nach ihrer Zeit bei der Swiss hohe Posten bei der Lufthansa antraten. Fehlinger ist erst 43 Jahre alt und hat noch eine lange Karriere vor sich.

Die unmittelbare Zukunft von Fehlinger, der auch über eine Verkehrspilotenlizenz für den Mittelstreckenjet Airbus A320 verfügt, liegt nun aber in Zürich. Es ist keine schlechte Zeit, die Swiss zu führen. Wirtschaftlich ist sie grundsolide unterwegs. Das Produkt stimmt, wobei es noch Potenzial zu Verbesserungen gibt. Etwa im Bereich Kundenservice oder Reiseerlebnis.

Kommendes Jahr wird die Swiss zudem die ersten A350-Maschinen in Betrieb nehmen. Diese modernen Langstreckenjets sind deutlich sparsamer als die A340, die sie ersetzen. Ausserdem verfügen sie über eine grosse Premium-Economy-Klasse und eine neue Firstclass mit verschliessbaren Kabinen und Doppelbett. Die Voraussetzungen, um weiter Geld zu verdienen, sind also vorhanden.

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