In Der Idiot, der den Kalten Krieg gewannJean-Yves Le Naour und Cédrick Le Bihan kreieren einen pikanten Comic, in dem wir die Präsidentschaft von Ronald Reagan aus satirischer Sicht neu entdecken. Zwischen ungezügelter Komik und aufgeklärter Neuinterpretation des Endes des Kalten Krieges zeichnet dieses 64-seitige Album, das bei Bamboo veröffentlicht wurde, das Porträt eines atypischen Staatsoberhaupts, das trotz seiner Mängel der Geschichte seinen Stil aufzwingt.
Ist er wirklich unwissend oder weiß er, wie er sein Spiel verbergen kann? Jean-Yves Le Naour und Cédrick Le Bihan stellen diese Frage in den Mittelpunkt ihrer Geschichte und laden den Leser ein, hinter die Kulissen eines Amerikas zu blicken, das vom ehemaligen Westernstar Ronald Reagan geführt wird. Seit seiner Wahl im Jahr 1980 hat der 40. Präsident der Vereinigten Staaten eine gelinde gesagt einzigartige Methode eingeführt. Kaum im Weißen Haus angekommen, verlässt er es bereits, um die späten Vormittage und langen Wochenenden auf seiner kalifornischen Ranch zu verbringen und seinen Beratern die Lösung schwieriger Probleme zu überlassen. In diesem von Ironie geprägten Album tritt Ronald Reagan vor allem als Kommunikationsvirtuose in Erscheinung, der lieber leckere Witze – gesammelt und auswendig gelernt – auswendig lernt, als offizielle Berichte zu studieren.
Mit Schalk heben die Autoren einen faulen Politiker hervor, der zu wenig kultiviert, aber mit beispiellosem öffentlichem Charisma ausgestattet ist. Seine Spontaneität überrascht sogar Michail Gorbatschow, der nur mit seinen Beratern verhandeln möchte. Die groteske Haltung des Amerikaners kommt jedoch dem Westen zugute: Indem Ronald Reagan ein kostspieliges „Weltraumprogramm“ startet (und die UdSSR dazu zwingt, ihm zu folgen), beschleunigt er den Bankrott seines sowjetischen Rivalen. Dieser ebenso unruhestiftende wie wirkungsvolle „Idiot“ triumphiert über den Kalten Krieg und kann sich rühmen, den Frieden wiederhergestellt zu haben. Die Comics sind voller lustiger Szenen, in denen Reagans Lässigkeit zum Vorschein kommt: Man sieht, wie er skrupellos Sozialprogramme kürzt – keine große Sache, das betrifft vor allem Afroamerikaner – oder auch den Sturm des Irangate-Skandals achselzuckend hinwegfegt. oder fast.
Die Stärke von Idiot, der den Kalten Krieg gewonnen hat Letztlich geht es sowohl um die historische Rekonstruktion als auch um den bissigen Humor. Die großzügigen Dialoge folgen in einem lebhaften Tempo aufeinander, unterbrochen von Zeilen, die ins Schwarze treffen. Das Autorenduo beruft sich auch auf einen gewissen Donald Trump, damals Immobilienmogul, der es kaum erwarten konnte, dass eines Tages ein Geschäftsmann das Weiße Haus betritt. Durch diese starke Anspielung stellt das Album eine Verbindung zur aktuellen Ära her und zeigt, dass sich die Geschichte manchmal in verschiedenen Formen zu wiederholen scheint. Ist Ronald Reagan nicht tatsächlich eine Art Donald Trump in abgeschwächter Form?
Weit davon entfernt, ein wütendes Pamphlet zu sein, bietet der Comic einen distanzierten und kritischen Blick auf eine historische Figur, die komplexer ist, als es scheint. Von der komischen Haltung bis zum unerwarteten Triumph schildert sie auf brillante Weise einen ebenso manipulativen wie prahlerischen Reagan, dessen Leichtigkeit dennoch einen Teil des 20. Jahrhunderts prägte. Der Leser kann sowohl amüsiert als auch fasziniert sein und sich fragen, ob dieser politische Cowboy nicht letztendlich schlauer war, als er zugab. Was Jean-Yves Le Naour und Cédrick Le Bihan nur zur Hälfte lösen, denn am Ende hat ein kleiner alter Mann, ein bedingungsloser Faulpelz, Erfolg gehabt, wo so viele andere kläglich gescheitert wären.
Der Idiot, der den Kalten Krieg gewannJean-Yves Le Naour und Cédrick Le Bihan
Bamboo, Januar 2025, 64 Seiten