Am Samstagabend trat Alice Weidel, Vorsitzende der AfD-Bundestagsfraktion, zusammen mit den Moderatoren Markus Somm und Reto Brennwald im Zürcher Kongresshaus auf. Das Trio debattierte über die angeschlagene Ampel-Koalition in Deutschland. Doch nicht nur: Gegen Ende der Veranstaltung wurde Weidel emotional, als sie sich direkt an ihre Ehefrau wandte, die im Publikum sass: «Sarah, ich liebe dich!», rief Weidel – das Publikum klatschte.
Im Gespräch mit den Moderatoren erzählte Weidel, was sie und ihre Partnerin Sarah Bossard als Paar durchmachen müssen. «Wir können nicht mehr spontan ins Restaurant gehen, ohne Angst zu haben, dass ich eins über die Rübe kriege. Oder mal spontan tanzen gehen, das ist leider vorbei für mich», zitiert der «Tages-Anzeiger» die AfD-Politikerin.
Weidels multiethnische Familie
Alice Elisabeth Weidel ist seit 15 Jahren mit der aus Sri Lanka stammenden Schweizer Film- und Fernsehproduktionsleiterin Sarah Bossard zusammen. Das Paar ist standesamtlich liiert und hat zwei adoptierte Kinder. Dennoch lehnt es Weidel ab, als queer bezeichnet zu werden.
Bis November 2018 wohnten Weidel und Bossard in Biel. In einem Interview mit der Weltwoche erzählte die AfD-Politikerin, sie sei auf offener Strasse als «Sch****-Weidel» oder «Sch****-N***» beschimpft worden. Im August 2019 wurde bekannt, dass sie mit ihrer Familie in Einsiedeln im Kanton Schwyz wohnt. Ihr Hauptwohnsitz und Steuersitz ist ihren Angaben zufolge jedoch in Überlingen am Bodensee (Baden-Württemberg).
Weidel, die sonst ungern über ihr Privatleben spricht, erzählte weiter: «Ich bin ihr unglaublich dankbar, dass sie das mitmacht», sagte die 45-Jährige, als sie über ihre Karriere in der Politik zu sprechen kommt. «Wir hätten uns beide einen deutlich unaufgeregteren und auch faireren Umgang mit uns als Paar gewünscht», so Weidel.
Moderator Reto Brennwald fragt, was es als Chefin der AfD bedeute, dass ihre Schweizer Ehefrau dunkelhäutig mit sri-lankischen Wurzeln sei. «Ich muss Ihnen sagen, ich sehe Hautfarben nicht. Ich habe eine wunderbare Frau», lautete Weidels Antwort.
Etwas zuvor im Gespräch hatte Weidel auch das Leben in der Schweiz gelobt. Hierzulande könne sie sehr interessante Leute treffen, «die auch etwas von Wirtschaft verstehen». Die Schweiz sei für die Deutschen noch ein sicherer Hafen, meinte Weidel. «Der Bürger möchte einen Job. Er möchte eine Familie gründen. Er möchte vielleicht irgendwann mal ein eigenes Haus haben, eine eigene Wohnung, ein Auto, eine gute Ausbildung für seine Kinder. Er möchte Sicherheit auf den Strassen», zitiert der «Tages-Anzeiger» weiter. In Deutschland sei das für viele nicht mehr gegeben, meinte die AfD-Frau.
Dass der deutsche Verfassungsschutz die AfD als rechtsextremer Verdachtsfall einstuft, nennt Weidel eine «rein politische» Strategie, um die Partei zu kriminalisieren und um sie «aus dem Parteienwettbewerb auszuschliessen». Es herrschten repressive Zustände «wie der DDR», sagte Weidel. «Ich habe auch schon meine Lebensgefährtin darauf vorbereitet: ‹Schatz, vielleicht musst du dich darauf einstellen, dass ich dann doch mal irgendwann ins Loch gesteckt werde›.»
Folgst du schon 20 Minuten auf Whatsapp?
Eine Newsübersicht am Morgen und zum Feierabend, überraschende Storys und Breaking News: Abonniere den Whatsapp-Kanal von 20 Minuten und du bekommst regelmässige Updates mit unseren besten Storys direkt auf dein Handy.