Wie können sich Kommunen gegen Überschwemmungen wappnen?

Wie können sich Kommunen gegen Überschwemmungen wappnen?
Wie können sich Kommunen gegen Überschwemmungen wappnen?
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Die letzten Monate haben das deutlich gezeigt: Starke Regenfälle und Überschwemmungen werden in Luxemburg zur dauerhaften Bedrohung. Bereits zweimal sind in diesem Jahr Flüsse und Bäche im gesamten Großherzogtum über die Ufer getreten, die Schäden blieben jedoch begrenzt.

Trotz allem hat sich die Botschaft durchgesetzt: Wohngebiete in Überschwemmungsgebieten müssen besser geschützt werden. Das Land hat für die kommenden Jahre zahlreiche Maßnahmen geplant. Allerdings seien Deiche und Flutmauern kein Allheilmittel, stellt das Wasserwirtschaftsamt fest.

„Zunächst möchte ich klarstellen: Wir können Überschwemmungen nicht verhindern, sondern nur die Schäden verringern“, erklärt Claude Schortgen, Leiter der Abteilung Hydrologie im Wasserwirtschaftsamt.

Das typische Beispiel von Ingeldorf

Ihm zufolge müssen alle Risiken berücksichtigt werden. „Maßnahmen wie eine Mauer bieten keinen absoluten Schutz, da sie immer auf einen bestimmten Hochwasserstand ausgelegt sind. Sogar eine Mauer kann überflutet werden, und dann steht schnell eine ganze Wohnsiedlung unter Wasser“, schätzt Claude Schortgen.

Darüber hinaus haben diese Deiche immer auch einen unerwünschten Nebeneffekt: Sie nehmen den Überschwemmungen die Oberfläche, auf der sie sich ausbreiten können, und verlagern so das Problem flussabwärts. Der nächste Ort kann dann mit noch größeren Wassermassen konfrontiert sein.

Ingeldorf ist durch eine Mauer und Isolierbalken vor den Wellen der nahegelegenen Sauer geschützt. © FOTO: Gerry Huberty

Ingeldorf, am Ufer der Sauer gelegen, ist einer der seltenen Orte in Luxemburg, die vollständig durch eine Hochwasserschutzmauer geschützt sind. Ein großer Teil des Dorfes besteht aus Bungalows, deren Wohnfläche nur wenige Dezimeter über dem Flussniveau liegt. Nachdem Ingeldorf in den 1990er Jahren zweimal hintereinander überschwemmt wurde, beschlossen Land und Gemeinde, das gesamte Dorf mit Mauern und Deichen zu schützen. Der im Jahr 2000 fertiggestellte Hochwasserschutz funktioniert seither gut und hat seine Wirksamkeit im Jahr 2021 letztmals unter Beweis gestellt. Zum Ausgleich des Rückhaltevolumens hat das Wasseramt flussaufwärts von Ingeldorf eine Überschwemmungszone in Form eines zweiten Arms geschaffen der Fluss.

Mauern oder natürliche Flussbetten?

In Remich wird in den kommenden Jahren ein Schutz eingeführt, der dem in Ingeldorf ähnelt, jedoch höher ist. Aufgrund der niedrigen Lage am Moselufer könnten bei einem 100-jährigen Hochwasser die Häuser von 500 Einwohnern von Überschwemmungen betroffen sein. Hier soll eine Betonmauer mit verschließbaren Durchgängen die Anwohner vor übermäßigen Schäden schützen.

Die Remich-Promenade und benachbarte Häuser werden regelmäßig überschwemmt. © FOTO: Anouk Antony

Im Nachbarort Bad Mondorf habe die Renaturierung der Gander bereits gute Ergebnisse gebracht, glaubt Claude Schortgen. Die diesjährigen starken Regenfälle zeigten, dass der Fluss nun mehr Wasser aufnehmen konnte. In den kommenden Jahren wird die Renaturierung weiterer Flussabschnitte fortgesetzt.

Ähnliches hat die Gemeinde Mertert in Zusammenarbeit mit der Wasserwirtschaft für die Ortschaft Wasserbillig unternommen. In einer ersten Phase geht es jedoch nicht um die Mosel, die in diesem Jahr bereits auf der Esplanade ihre Füße nass gemacht hat, sondern um die Sauer. Im Sektor der Sauerschleife auf der Halbinsel Famm, gegenüber von Langsur (D), müssen die Ufer naturnaher gestaltet werden.

Achten Sie auf Konstruktionen

Die am stärksten von Überschwemmungen bedrohte Gemeinde in Luxemburg ist Diekirch. Sicherlich verfügt die Stadt bereits über eine Hochwasserschutzmauer und den einzigen Rohrdamm in Luxemburg mit einem aufblasbaren Kunststoffrohr, aber es werden auch Verbesserungen geprüft, schätzt Claude Schortgen, der über das Projekt zur Renaturierung von Sauer und Alzette spricht. „Für Diekirch ist es außerdem besonders wichtig, Überschwemmungsgebiete von Bauarbeiten freizuhalten.“

Für Dörfer entlang der Obersauer konnte der Hochwasserschutz ohne teure Baumaßnahmen weiter verbessert werden, und zwar dank des Esch-Sauer-Staudamms. Das enorme Rückhaltevolumen des Stausees könnte künftig noch besser zur Abfederung von Hochwasserspitzen genutzt werden.

In diesem Jahr kam es im Land bereits zweimal zu Überschwemmungen. © FOTO: Marc Wilwert

Im Süden des Landes läuft in Bettemburg ein großes technisches Hochwasserschutzprojekt. Es steht im Zusammenhang mit der Renaturierung der Alzette. Auch die Einwohner von Hesperingen und den darunter liegenden Bezirken der Stadt Luxemburg werden davon profitieren, schätzt Claude Schortgen.

Eigentümer können viel tun

Für die Hauptstadt gibt es allerdings keine große Lösung des Hochwasserproblems, sondern viele kleine Einzelmaßnahmen. „Dies liegt insbesondere daran, dass nicht nur Alzette ein direktes Risiko darstellt. Auch andere Flüsse wie der Drosbach und die Pétrusse bringen Wasser zur Alzette“, erklärt der Hydrologieexperte.

Über große Schutzmaßnahmen hinaus sollten Hausbesitzer bedenken, dass sie mit relativ bescheidenen Vorsorgemaßnahmen viele Schäden vermeiden können. Durch den Einbau von hochwassersicheren Kellerfenstern oder nutzbaren Isolierbalken vor dem Garagentor können sie beispielsweise ihr Zuhause vor der nächsten Hochwasserkatastrophe schützen. Liegt das Haus in einem Überschwemmungsgebiet oder bei starkem Regen, gewährt der Staat sogar bis zu 75 % Zuschüsse, die bis zu 20.000 Euro betragen können, um sich richtig auszurüsten.

Dieser Artikel wurde ursprünglich auf der Website des Luxemburger Worts veröffentlicht.
Adaption: Laura Bannier

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