Ausstellung in Bern: Das Kunstmuseum beerbt Eberhard W. Kornfeld

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Das Kunstmuseum wurde von Eberhard W. Kornfeld geerbt

Heute um 11:08 Uhr veröffentlicht.

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Eberhard W. Kornfeld (der Vorname mit dem „W“ ist ein Staatsgeheimnis) starb kurz vor seinem 100. Geburtstag im Jahr 2023 und war ein großer Kunsthändler. Es genügt, an die Existenz seines auf Gravuren spezialisierten Auktionshauses in Bern zu erinnern. Ein Mekka seiner Art, das auf altmodische Weise verwaltet wird. Es dauerte ewig, bis sie Bestellungen per Telefon und dann per Computer entgegennahm. Du musstest da sein. Deshalb kamen Menschen, um diese spektakulären Zerstreuungen vor Ort mitzuerleben. Die Reichen fühlen sich manchmal gerne gemobbt. Und dann fanden sie sich im Haus eines wohlerzogenen Herrn wieder. Bieterinnen, die bisher eine Seltenheit waren, erhielten so vom Meister eine Rose.

Mäzen und Sammler

Kornfeld, der das Klipstein-Haus übernommen hatte, in das er 1945 als Praktikant eingetreten war, war ebenfalls ein Mäzen und Sammler. Er hatte Drucke mehrerer bedeutender internationaler Künstler veröffentlicht. Er gründete das Museum Kircher in Davos, wo der deutsche Expressionist 1938 starb. Stattete das Kunstmuseum Basel mit einer außergewöhnlichen Sammlung von Rembrandt-Stichen aus. Veröffentlichte Werkverzeichnisse, darunter das Werkverzeichnis der Stiche von Paul Gauguin. Schenkte mehrere bedeutende Werke an amerikanische Institutionen. Vieles als Leihgabe für Ausstellungen in der Schweiz und anderswo.

„Die Kirche von Moret-sur-Loing“ von Alfred Sisley, 1893.

Wir fragten uns, was aus seinem Vermächtnis werden würde. Hier ist keine Massenspende möglich, anders als gerade bei Alice Pauli in Lausanne. EWK hatte Nachkommen, die sich von einem Teil der Werke trennen werden. Ich weiß nicht, wovon Davos profitierte und auch nicht, ob Basel den einzigartigen Abdruck von Rembrandt (einen besonders seltenen Zustand der „Drei Kreuze“) erhielt, den der adoptierte Berner (1) bei sich behalten hatte. Das Kunstmuseum Bern erhielt fünf bedeutende Gemälde. Dies gab er in einer am 29. März online veröffentlichten Pressemitteilung bekannt. Die fünf Gemälde sind jetzt im Erdgeschoss ausgestellt, nicht weit von bestimmten Gurlitt-Gemälden entfernt, darunter ein spektakuläres Monet und ein Cézanne. Wie ein großes Kartell sagt, wurden sie vom Erblasser ausgewählt, um sein Porträt in Bildern zu komponieren.

„Junkerboden“ von Kirchner, der jahrzehntelang in Graubünden lebte.

Was ist dort? Für den Impressionismus ein großer Alfred Sisley in der Breite aus dem Jahr 1893, der die Kirche von Moret-sur-Loing darstellt. Ein Studienobjekt für den Maler wie die Kathedrale von Rouen für Monet. Ein weiteres Exemplar dieser Serie befindet sich im Kunstmuseum Winterthur. Ernst Ludwig Kirchner gerät mit einer weitläufigen Landschaft aus dem Jahr 1919 ins Wanken. Der Deutsche hatte sich damals gerade in Graubünden niedergelassen. Die klassische Schweizer Malerei wird durch ein Selbstporträt von Giovanni Giacometti aus dem Jahr 1909 veranschaulicht. Man denke an sein Gegenstück mit Hut, das im MAH in Genf auftritt. Aus Alberto Giacometti wählte Eberhard W. Kornfeld ein Porträt seines neuesten Models Caroline, einer Pariser Prostituierten. Es entstand 1965, ein Jahr vor seinem Tod. Wir hätten eher ein Abbild des Stifters erwartet, der in den frühen 1950er-Jahren für Graubünden Vorbild war.

Selbstporträt von Giovanni Giacometti aus dem Jahr 1909.

Abschließend behielt EWK einen großartigen Sam Francis in der Höhe. Der abstrakte Amerikaner spielte in seiner Karriere als Printverleger eine große Rolle. Er kam oft nach Bern, wo er schnell eine ganze Generation deutschsprachiger Künstler beeinflusste, darunter Franz Fedier und Rolf Iseli. Damit wurde Bern in den 1950er-Jahren zu einer Fortsetzung der „New Yorker Schule“, woran 2006 eine interessante Ausstellung im Kunstmuseum der Stadt erinnerte. Sams Ex-Frau Teruko Yokoi blieb in der Bundesstadt, wo sie 2020 starb. Das Kunstmuseum beerbte daraufhin die abstrakte Künstlerin japanischer Herkunft. Er verdient definitiv Geld!

(1) Kornfeld wurde 1923 in Basel geboren.

Praktisch

Kunstmuseum, 8-12, Hodlerstrasse, Bern, bis 21. Juli. Solch. 031 328 09 44, Website https://kunstmuseumbern.ch Geöffnet Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr, Dienstag bis 21 Uhr.

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Geboren 1948, Etienne Dumont in Genf studierte, die ihm wenig nützten. Latein, Griechisch, Jura. Als gescheiterter Anwalt wandte er sich dem Journalismus zu. Am häufigsten in den Kulturabteilungen arbeitete er von März 1974 bis Mai 2013 bei der „Tribune de Genève“ und sprach zunächst über das Kino. Dann kamen bildende Kunst und Bücher. Ansonsten gibt es, wie Sie sehen, nichts zu berichten.Mehr Informationen

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