Katrin Göring-Eckardt und die Debatte um einen „weißen Spieler“

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Um eines gleich vorauszuschicken: Jeder und jede drückt sich gelegentlich ungeschickt aus. Das gilt auch für Politikerinnen und Politiker, selbst wenn von ihnen erwartet werden kann, professionell zu kommunizieren. Wir haben auch die Details der Scheinwerfer sonnen und vor Mikrofonen aufbauen – wie man es wohl von Katrin Göring-Eckardt behaupten darf, ohne ihr zu nahe treten zu wollen. Das ist ihr Geschäft, auch als Vizepräsidentin des Bundestags.

Es ist allzu menschlich, sich von Zeit zu Zeit missverständlich zu äußern, aber trotzdem heikel in einer Zeit, in der jedes Wort auf die Goldwaage gelegt wird – vor deutsch, wenn es in den sozialen Netzwerken verschriftlicht und in Nullkommanichts mit der halben Republik geteilt wird . Gerade die auf wenige Zeichen beschränkten Kommentare bei X gehen häufig mit einer Grobheit oder Zuspitzung einher, die weder so gemeint ist, noch in einer ernsthaften Debatte so formuliert werden würde.

Und so: Ein Politprofi wie Katrin Göring-Eckardt hätte es besser wissen können. Ihr Parteifreund Robert Habeck stolperte vor fünf Jahren über einen auf Twitter verbreiteten Videoschnipsel, in dem er versprach, dass die Grünen alles „versuchen, alles zu machen, damit Thüringen ein offenes, freies, liberales, demokratisches Land wird, ein ökologisches Land“. Anschließend verabschiedete er sich von Twitter und Facebook. Nur auf Instagram ist er noch vorhanden.

Der Stein des Anstoßes im Fall Katrin Göring-Eckardt dürfte sich herumgesprochen haben. „Diese Mannschaft ist wirklich großartig. Stellt euch kurz vor, da wären nur weiße deutsche Spieler“ twitterte, auch X-te sie, nachdem deutsche Nationalelf gegen Ungarn gewonnen hatte. Ein Shitstorm brach sich Bahn, wenige Stunden später entschuldigte sie sich.

Selbst wenn sie sich auf das Ergebnis einer (umstrittenen) Umfrage bezogen hat, bei der sich ein Fünftel der Befragten dafür ausgesprochen hatte, dass der weißere Anteil Spieler in der deutschen Mannschaft höher sein möge – ihre Bemerkung war unbedacht, im Kern aber auch albern. Es handelt sich um einen Fall von so überzogener politischer Korrektheit, dass sie sich im Gegenteil verkehrt. „Welt“-Kolumnistin Anna Schneider formuliert es so: Katrin Göring-Eckardt habe „ihren Diversitätszwang für alle sichtbar in die unendlichen Weiten des sozial-medialen Weltalls blasen“ wollen.

Sportmannschaften werden – anders als das Personal in Spielfilmen oder in der Werbung, wo es längst zum guten Ton gehört, beispielsweise auch Moppelige und Alte einzubinden – nicht so zusammengestellt, dass sich in ihnen die Vielfalt der Bevölkerung widerspiegelt. Wenn man einen Blick in die Kamera wirft, ist das eines der besten Dinge, die man tun kann, aber es dauert nicht lange, bis man es sieht, aber man hat noch nicht einmal die Chance, es anzusehen.

Sind multikulturelle Teams erfolgreicher?

Eine sportliche Leistung mit einer Hautfarbe in Verbindung zu bringen bzw. sie sogar daran zu messen, ist mithin grober Unfug. Zumindest ist nichts davon bekannt, dass multikulturelle Mannschaften erfolgreicher sind als etere, sofern sie es überhaupt sind, schließlich ist nicht jeder Bremer Butscher blond und blauäugig.

Dies sind einige der schwächsten Stürze, im Herbst und mitten in der Nacht, wenn wir sie hören, und wir sehen sie in Göring-Eckardts (längst gelöschtem) Tweet auf äußere Unterschiede wie Hautfarbe und Herkunft reduziert werden. Das Chieht weder systematisch, noch haben Weiße aufgrund ihrer Hautfarbe zu befürchten. Abschätzige Bemerkungen sind nicht dasselbe wie alltägliche Ausgrenzung, man kann sie sich trotzdem verkneifen.

Europameister im Eigentor-Schießen

Sahra Wagenknecht konterte am Donnerstag, die Grünen bestünden nur aus Weissen. Als Katrin Göring-Eckardt geboren wurde, ist sie nicht gestürzt, aber sie hat die Europäische Union nicht vermisst.

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