Die Stimmen junger Migranten hallen in Renens wider

Die Stimmen junger Migranten hallen in Renens wider
Die Stimmen junger Migranten hallen in Renens wider
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Die Stimmen junger Migranten hallen in Renens wider

Liana Menétrey

Heute um 22:18 Uhr veröffentlicht.

„Ich lese sehr gerne. Aber in meinem Land, Guinea-Bissau, konnte ich keine Bücher finden wie in anderen Ländern.“ In der Ferme des Tilleuls, dem Kulturzentrum von Rennes, erzählt Ansel seine Geschichte vor einem aufmerksamen Publikum. Mit schüchterner Stimme rezitiert sie ihre Worte zunächst auf Portugiesisch-Kreolisch, dann auf Französisch.

Der Bissau-Guineer ist einer der jungen Autoren von „Histoires avec des Bosses“, einer mehrsprachigen Fibelsammlung, die das Ergebnis der Arbeit junger Menschen im Alter von 11 bis 21 Jahren ist, die kürzlich in der Schweiz angekommen sind. Ansel ist 19 Jahre alt und Mutter eines kleinen Mädchens. Sie träumt davon, eines Tages in ihrem Heimatland eine Bibliothek zu eröffnen, um den Zugang zum Lesen zu erleichtern.

Diese Sammlung, die von Erfahrungen in einem neuen Land zeugt, verkörpert den leidenschaftlichen Wunsch von Noémie Mathivat, Lehrerin in der Aufnahmeklasse, diesen jungen Menschen einen Ort der freien Meinungsäußerung und einen fruchtbaren Boden für die Diskussion ihrer von der Migration geprägten Schullaufbahn zu bieten. Im Sommer 2022 gründete sie den Verein Témoignages et Rencontres d’Adolescents du Monde en Suisse, kurz TRAMES. Durch die Schreib- und Zeichenworkshops, die sie in Renens organisiert, keimt nach und nach die Idee, einem Buch Leben einzuhauchen wenig. Das Projekt wurde dank der Unterstützung des Integrationsfonds Lausanne und verschiedener Stiftungen ins Leben gerufen.

Fliehe vor dem Krieg

Zu diesen jungen Stimmen gehört die der Ukrainerin Nastya. Als sie erst 12 Jahre alt war, brach in ihrem Land der Krieg aus. Es war der 24. Februar 2022. Wenige Tage später flohen Nastya und ihre Familie vor der russischen Offensive ins Schweizer Exil. Sie integriert sich schnell in eine Aufnahmeklasse in Lausanne und ist überzeugt, bald in ihr Land zurückkehren zu können. Da sie sich dagegen sträubt, Französisch zu lernen, gesteht sie: „Mein Gehirn ließ mich nicht Französisch lernen, weil ich einfach nur zurück in die Ukraine wollte.“ Mittlerweile ist sie 14 Jahre alt und spricht Französisch, dessen Geläufigkeit und Selbstvertrauen fesselnd sind. Nastya beschreibt das Schreiben als eine therapeutische Praxis.

Auch Omar, ebenfalls 14 Jahre alt, schätzt sich glücklich, heute in der Schweiz zu sein. In seinem Heimatland Ecuador „gibt es keine Zukunft, die meisten Teenager verfallen der Drogensucht oder bringen Menschen um.“ Als er erst 6 Monate alt war, nahm Omar Bleichmittel zu sich, was zu Verbrennungen in der Speiseröhre und an der Zungenspitze führte. Er unterzog sich einer umfangreichen Operation, seine Speiseröhre wurde durch einen Dünndarmabschnitt ersetzt. Als er im Alter von 11 Jahren in der Schweiz ankam, war er häufig im Krankenhaus. Er weigert sich jedoch, einen einzigen Schultag zu verpassen, was für ihn von entscheidender Bedeutung ist, um sein Französisch zu verbessern.

Durch diese fesselnden Geschichten bietet „Stories with Bosses“ eine wesentliche Plattform für diese jungen Migrantenstimmen. Und erinnert an die Stärke von Literatur und Schreiben als Vektor der Inklusion.

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